100 Jahre Freistaat Bayern 5 Zahlen

Bayern hat Geburtstag. Endlich dreistellig! In 100 Jahren Freistaat ist viel passiert. Statt mit langweiligem Geschichtsunterricht zu glänzen, lassen wir Zahlen sprechen. Fünf interessante oder kuriose Fakten über den Freistaat, wie wir alle ihn kennen – und lieben.

Feature von hallertau.de, November 7, 2018
Ein Beitrag von Lisa Schwarzmüller und Simone Huber
21 Ministerpräsidenten

100 Jahre Freistaat Bayern – das sind 21 Landesväter, die der bayerischen Politik ihre ganz persönliche Richtlinienkompetenz aufs Auge drückten. Seit dem 2. Weltkrieg kamen die fast alle aus dem Lager der CSU – mit einer Ausnahme: Wilhelm Hoegner bekleidete von 1945 bis 1946 und 1954 bis 1957 den Posten und repräsentierte die SPD. Wenige Ausnahmen bildet auch die akademische Ausbildung der 11 Ministerpräsidenten seit dem Ende des 2. Weltkrieges. Außer Seehofer (Verwaltungsbetriebswirt) und Strauß (Studiendirektor) waren alle bayerischen Ministerpräsidenten seither Juristen.

28 Prozent weibliche Landtagsabgeordnete

Frauen in der Politik sind auch im Jahr 2018 eine Minderheit. Von 1946 bis 2016 gab es gerade einmal 178 weibliche Mandatsträgerinnen im bayerischen Landtag. 28,3 Prozent des derzeitig amtierenden Parlaments wird nur von Frauen besetzt. Im deutschlandweiten Ranking bringt dem Freistaat das einen ernüchternden 12. Platz ein. Auf Platz 1 steht hingegen Thüringen. Das CDU-regierte Land hat einen parlamentarischen Frauenanteil von 40 Prozent.

20 Volksbegehren

Die bayerische Demokratie ist eine Mischung, schon gewusst? Gesetze entstehen hier nicht nur im Landtag – die Gesetzesinitiative kann auch beim Volk selbst liegen. In 20 Volksbegehren haben die Bayern bisher so versucht, direkten Einfluss auf die herrschende Politik zu nehmen, in 19 Fällen kam es danach tatsächlich zu einem Volksentscheid. Berühmt: „Volksbegehren für echten Nichtraucherschutz“, „Menschenwürde ja, Menschenklonen niemals!“ und „Gentechnikfrei aus Bayern“.

40 Sorten Bier

Bayern, insbesondere die Hallertau, war ja schon immer das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt. 14.200 Hektar, das sind 85,4 Prozent von Deutschlands Hopfen, wird hier angebaut. Und dass wir nicht nur Bier mögen, sondern auch wissen, wie man guten Doldensud braut, ist längst kein Geheimnis mehr. Auf Gesamtdeutschland gesehen gibt es 626 aktiv produzierende Brauereien. Jede zweite Brauerei ist übrigens in Bayern angesiedelt. Über 40 Sorten Bier bieten wir der Welt an, mit einer jährlichen Produktion von sage und schreibe 24 Millionen Hektolitern. Ein interessanter Fun Fact: Für eine Maß müsste man 1,5 Stunden joggen, um die Kalorien wieder abzutrainieren.

Sieben Perlen

Die Bezeichnung „Unesco-Welterbestätte“ genießen über 1.000 Plätze in 167 Ländern der Erde. Sieben davon sind im schönen Bayern zu entdecken. Das jüngste Mitglied ist seit Juni 2012 das Markgräfliche Opernhaus zu Bayreuth. Mit seinem dreirangigen Innenraum gehört es offiziell zu den schönsten Theatersälen weltweit. 2006 wurde die Altstadt Regensburgs Teil der UNESCO Sammlung. Im gesamten Stadtgebiet sind über 1.500 Einzeldenkmäler nahezu verschont von den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs geblieben. Schon mal zum „Gegeißelten Heiland auf der Wies“ gepilgert? Die Rokoko-Kirche im Pfaffenwinkel steht seit 1984 auf der Liste der UNESCO-Welterbestätten.

Zauberhaft schön ist auch die Altstadt von Bamberg, auf der Welterbe-Liste seit 1993. Das größte befestigte archäologische Überbleibsel der Römer ist außerdem in Form des rhätischen Limes erhalten. Wer hätte gedacht, dass es auch Unterwasser-Denkmäler gibt? Bester Beweis sind die prähistorischen Pfahlbauten rund um die Alpen. Barocke Schlösschen sind immer einen Ausflug wert. Auch die Residenz zu Würzburg ist seit 1981 mit dem wunderschönen Hofgarten Weltkulturerbe.

Wer nach so viel geistigem Input jetzt ein bayerisches Bier braucht, genießt das wahrscheinlich bekannteste immaterielle Erbe Bayerns: das Reinheitsgebot.

Hier die Antworten zu unserem aktuellen Sonntags-Quiz:

1. Jeder hat sie im Kleiderschrank, die Jeans! Erfunden hat sie Levi Strauss, ein Bayer, geboren 1829 in Buttenheim bei Bamberg. Als er 1847 mit seiner Familie nach Amerika auswanderte, konnte niemand ahnen, dass dieser 16-jährige Bursche der Modewelt ein für allemal seinen Stempel aufdrücken würde.

Die Jeans wurde aus der Not heraus geboren – Goldgräber und Bauarbeiter hatten dringenden Bedarf an widerstandsfähiger, robuster Kleidung. Diese Marktlücke wusste Levi Strauss mit seiner Erfindung der berühmten Baumwollhosen geschickt zu füllen.

2. Hermann Köhl ging als der Pilot der Junkers W 33 „Bremen“ 1928 in die Geschichte ein. Der 1888 in Neu-Ulm geborene Luftfahrtpionier absolvierte erfolgreich den ersten Transatlantikflug von Ost nach West.

3. Gesucht ist, Henry Alfred Kissinger, geboren 1923 in Fürth als Heinz Alfred Kissinger. Weltbekannt wurde er erst als Nationaler Sicherheitsberater der USA (1969-1973) und schließlich als US-Außenminister (1973-77) unter anderem für seine Rolle bei der Herbeiführung eines Waffenstillstandes und des Abzugsabkommens mit Nordvietnam im Vietnamkrieg. 1973 wurde er für diese Leistung zusammen mit dem Vietnamesischen Politiker Le Duc Tho mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

4. Josef Groll war ein bayerischer Braumeister, der 1813 in Vilshofen geboren wurde. Er erhielt 1842 den Auftrag für das Bürgerlichen Brauhaus in Pilsen ein neues untergäriges Bier zu erschaffen – hopfiger und herber sollte es schmecken für die Preußen. So kam es, das tatsächlich ein Bayer in Pilsen das erste „Pilsener“ braute

5. Kennt Ihr die Heisenbergsche Unschärferelation? Sie ist eine der fundamentalen Aussagen der Quantenmechanik. Einfach ausgedrückt besagt sie, dass der Impuls und der Ort eines Teilchens nicht gleichzeitig exakt bestimmt werden können.

Werner Heisenberg, ein bayerischer Physiker geboren 1901 in Würzburg, hat die Grundaussage der Quantenmechanik formuliert. 1932 erhielt er für die „Begründung der Quantenmechanik“ den Nobelpreis in Physik. Ohne die Erkenntnisse zur Quantenmechanik wären viele für uns heute alltägliche Dinge wie z.B. Computerchips, Blue-Ray-Player oder GPS so nicht vorstellbar.