„ATOMSÜLZE“ gegen verseuchtes Wasser

Während sich in München die Politik zur Sicherheitskonferenz trifft, werden in verschiedenen Ländern dieser Erde die neuesten Atombomben zusammengebastelt. Ein Fund im Archiv des Wolnzacher Anzeigers ließ uns die Haare zu Berg stehen.

Feature von Hallertau.Info, Februar 15, 2019

Die am Wochenende stattfindende Sicherheitskonferenz in München wird als wegweisend für globale Konflikte gehandelt. Stehen wir nach Kündigung des INF-Paktes (Intermediate Range Nuclear Forces) von Russland und den USA kurz vor einem nuklearen Krieg? Die Antwort auf diese Frage haben wir in der Hallertau leider nicht, denn das machen Putin und Trump auf der großen Bühne der Weltpolitik miteinander aus. Was wir unschuldigen Hallertauer im Fallout-Falle trotzdem tun könnten, verrät uns unser Archiv des Wolnzacher Anzeigers.  „Was tun, bei atomar verseuchtem Wasser in der Hallertau?“

Exklusiver Gesundheitstipp der Redaktion

BLOß NICHT NACHMACHEN!!! Nach jetzigem Stand der Wissenschaft ist das untenstehende Rezept sehr schädlich bis hoch giftig und kann zu Krebs führen.

Wolnzacher Anzeiger, 10. Mai 1962

Das bayerische Innenministerium hat sich Gedanken darüber gemacht, was geschehen soll, wenn das Trinkwasser in Zisternen radioaktiv verseucht ist. Dieser Fall kann eintreten, wenn die Regenfälle verstärkt radioaktive Teilchen aus der Atmosphäre auf die Erde tragen. Diese Teilchen sind im vorherigen Herbst bei Atombombenversuchen entstanden und umkreisen nun die Erde in größeren Höhen, sinken aber langsam immer tiefer ab. Ein Teil dieser Spaltprodukte ist bereits auf die Erde gelangt. Größere Mengen werden – wie Fachleute befürchten – die Regenfälle von Mai bis Juli mitbringen. Wo diese radioaktiven verseuchten Regen ohne größere Filterung durch Erdschichten in Brunnen fließen, aus denen Wasser für den Haushalt entnommen wird, entsteht erhöhte Gefahr für die Gesundheit der Menschen, die dieses Wasser trinken. […]

Das Innenministerium will mitteilen, sobald die Radioaktivität bedenklich wird und das Wasser aus Zisternen nach folgendem Rezept behandelt werden soll:

Das Rezept für die Atomsülze

Zuerst einmal muss eine Sülze hergestellt werden, die sich schon den üblen Beinamen „Atom-Sülze“ erworben hat. In einem Glasgefäß mit einem halben Liter Wasser soll man zwei Teelöffel Alaun (erhältlich in Drogerien und Apotheken) völlig auflösen. Danach soll man etwa zwei Esslöffel Salmiakgeist dazu schütten und alles gut verrühren. Es bildet sich im Glas eine dünnflüssige Sülze. Diese Masse ist durch ein Filterpapier ausgelegten Kaffeefilter zu schütten. Das übrige Wasser tropft in ein Gefäß und kann weggeschüttet werden. Die zurückgebliebene dicke Sülze ist dann in ein gut verschließbares Glas zu geben und aufzubewahren.

Verwendung im Verstrahlungsfall

Ist nun der Zeitpunkt gekommen, wo verseuchtes Wasser wieder genießbar zu machen ist, dann muss man pro Liter Trinkwasser einen Teelöffel dieser Sülze beigeben. Das Wasser mit Zusatz wird kräftig geschüttelt und 10 Minuten stehen gelassen. Danach ist die Flüssigkeit wieder durch einen Kaffeefilter zu gießen. Während die Rückstände im Filter sorgfältig zu vernichten sind, wird das gefilterte Wasser gekocht und soll nun wieder für den menschlichen Genuss geeignet sein.