Auf eine Hopfensiesta mit Karl

Landwirt Karl Pichlmeyer ist Hopfenbauer mit Leib und Seele. Und gönnt sich hin und wieder eine Auszeit auf seinem "Hopfencanapée". Dabei erzählt er uns über seine Arbeit, den Hof und die schwierige Pflanzenschutzdebatte.

Portrait von Simone Huber, August 24, 2019

Karl Pichlmeyer ist Hopfenbauer im großen Stil. Er kennt den Hopfen wie kein Zweiter. Auf seinem Hof in Grafendorf bewirtschaftet er 60 Hektar – etwa dreimal so viel wie normal. Sein großer Gegner: Das Düngerecht der EU.

Think Big – Denke groß

Mit einer Fläche von 60 Hektar  und  240 .000 Drähten Hopfen gehört der Hof von Karl Pichlmeyer zu den größten Betrieben  in der Hallertau. Rund 20 Hektar umfasst ein durchschnittlicher Hopfenbetrieb. Auf seinem Hof in Grafendorf (Gemeinde Rudelzhausen) spürt man den Strukturwandel in der Landwirtschaft. Die Dimensionen sind groß, größer als bei gewöhnlichen Hopfenbauern. Karl Pichlmeyer: „Unsere technische Ausstattung entspricht derer eines „normalen“ Hopfenbauern mal drei“. Von insgesamt 100 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche entfallen 60 Hektar auf Hopfen. Drei Erntewägen, sechs Traktoren, mehrere Großflächenstreuer plus Hopfenspritzen und Stapler braucht er, um den Mengen Herr zu werden. Mit der Ausstattung lässt sich natürlich weitaus mehr Flächebewirtschaften als gewöhnlich. Die Trendwende von kleinteilig zu großflächig, die man seit Jahren in der Hallertau spürt, hat sich eben auch auf dem Hof der Pichlmeyers vollzogen.

Deswegen muss fortschrittlich gedacht werden – für die Umwelt, den Betrieb und auch seine Mitmenschen. 95 Prozent der Drahtspikes werden beispielsweise mittels einer Magnetmaschine aufgesammelt, recycelt und an einen Eisenhändler ausgeliefert.  „Das ist eine feine Sache“, meint der Hofherr, der die Problematik mit den Hopfendrähten auf den Bundesstraßen reduzieren möchte.

 

Zwei Erntestellen

Von den Anbaumaßnahmen bis hin zur Pflege sieht die Arbeit von Karl Pichlmeyer trotz der Größe  nicht viel anders als andere Landwirte. Auf zwei Betriebsstellen zu ernten, ist trotzdem nicht die Norm. Bei der Vielzahl an Hopfenstöcken ließe sich eine Ernte mit nur einem Monopol fast nicht bewerkstelligen. Weil ein Teil der Hopfenpfläche weiter entfernt ist, wird auf zwei Hofstellen geernet. In Grafendorf wird der Hopfen zur Trocknung gebracht. Zum Hof gehören außerdem drei Pflückmaschinen, davon zwei in Grafendorf und eine ausgelagerte Stelle im Landkreis Landshut. Das gewährleistet mehr Tempo bei der Weiterverarbeitung des Hopfens. Was die technische Ausstattung anbelangt, setzt der Hopfenwirt auf Zeitgeist. „Man muss als Hopfenbauer immer wieder investieren“, begründet er pragmatisch. Seine Zukunftsvision? „Das Erntezentrum vom Dorf auszulagern, die Lärmbelästigung und Fahrbahnverschmutzung für die Bevölkerung reduzieren“.

„Wichtig ist, dass die Leute passen. Das ist bei uns so“

Marion Pichlmeyer

„Ein klassischer Familienbetrieb“

Perle, Tradition, Amarillo, Polaris, Herkules – ist die Ernte der vielen verschiedenen Hopfensorten in vollem Gange, ist jede Hand gefragt. Säcke zunähen, Hopfentreten, Kammer leeren, Trockenheit prüfen – bei allem hält Karl ein wachsames Auge über den reibungslosen Ernteablauf. Ohne den Rückhalt seiner Ehefrau Marion sowie Tochter Eva-Maria und Sohn Jakob würde Karl „der Arbeit nicht Herr werden“. Selbst seine Eltern sind noch voll involviert. „Wir sind ein klassischer Familienbetrieb. Bei uns sind Studenten wie Rentner beteiligt“, scherzt der Hausherr.  Sohn Jakob stöhnt: Ein bisschen weniger Arbeit könnte es nach seinem Geschmack schon sein. Hopfenbauer ist ein Ganz-Jahres-Job“. Ausruhen mag sich der Hofchef aber trotzdem. Sein Lieblingsort während der Ernte ist deshalb das antike Kanapee auf dem Dachboden Dort nickt er schon mal ein, nachdem er um zwei Uhr morgens den Hopfen aus der Darre gelassen hat.

„Man muss als Hopfenbauer immer wieder investieren“

Karl Pichlmeyer

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Als gelernter Landmaschinenmechaniker ist Karl jemand, der mitanpackt, weiß, wo es Arbeit gibt. Hopfenbauer zu sein, heißt schließlich jeden Tag auf der Matte zu stehen. „Der Hopfen fragt nicht nach dem Wochentag“. Hinzu kommt sein Amt als stellvertretender Vorsitzender des Hopfenpflanzerverbandes Hallertau. Ein zweiter „Fulltime-Job“ hinter dem er aber voll steht. Oft vertritt er die Belange der Hopfenbauern bei diversen Politikern und Behörden.  Bauchschmerzen bereitet ihm die prekäre Zulassungssituation im Pflanzenschutz.

 

Den Hopfenbauern gehen die Mittel aus

Der Hopfenökonom beklagt die fehlende politische Unterstützung zugunsten von „Bio-Populismus“. „Es gibt fast kein Mehltaumittel mehr. Beinahe tatenlos muss man zusehen, wie der Belag am Hopfen steigt“.  Manche Pflanzenschutzmittel würden trotz amtlicher Studien zu Unrecht verteufelt. Beim Stichwort „Glyphosat“ kommt er leicht in Rage. „Die letzten 20 Jahre habe ich keine zehn Prozent Glyphosat verwendet. Da wird viel Wind um nichts gemacht“, kritisiert Karl. Die größte Herausforderung der nächsten 10 Jahre neben dem Klimawandel sieht er im Pflanzenschutz. „Wir können den Hopfen nicht komplett ökologisch erzeugen“, warnt Karl Pichlmeyer. Die ständigen Verschärfungen und der Kampf und Wirkstoffe  machen den Hopfenbauern das Leben schwer.  „Einfach nur frustrierend“, findet Karl. „Und das Schlimme daran ist, die Behörden setzen ohne mit der Wimper zu zucken eine ganze Kulturregion auf´s Spiel“.

Über das Handeln der großen Politik kann er daher nur den Kopf schütteln. „Was da teilweise abgeht, tut weh“.  Er sieht deshalb zurecht die Existenz des Hopfenbaus auf lange Sicht gefährdet. „Ein weiteres Jahr ohne Mittel gegen Bodenschädlinge ist fast unmöglich“. Das trübt den Berufsoptimismus. Ans Aufhören denkt der stellvertretende Hopfenpflanzer-Präsident aber nicht. Der Hopfenbau sichert schließlich seine Existenz. Der Landwirt ist sich sicher, dass der Hopfen ein Segen für die Region darstellt: „Das grüne Gold ist unser absoluter Wohlstandsfaktor. Ohne ihn wären wir ein landwirtschaftliches Niemandsland!“

„Behörden setzen mit ihrer Düngerechtspolitik eine ganze Kulturregion auf´s Spiel“

Karl Pichlmeyer