AVENGERS 4: ENDGAME – 3 Stunden mit einem Fingerschnipsen

Das ENDGAME war eine Machtdemonstration auf mehreren Ebenen. Wir waren für euch im Kino.

Kritik von Andreas Binner, Mai 2, 2019

Mit Fortsetzungen ist das so eine Sache im Filmgeschäft. Landet man einen Hit, ist schnell der Wunsch nach mehr vorhanden. Die Erwartungen der Zuschauer sind in der Regel gewaltig und werden dennoch oft enttäuscht. Die Macher der Marvel-Filme scheinen davon nichts wissen zu wollen. AVENGERS 4: ENDGAME ist das große Finale, die Zusammenführung der Familie, das Danke an den Zuschauer für seine jahrelange Treue. Selten vergingen drei Stunden Kino so schnell und kurzweilig.

Erfolgsrezept bewährt sich

Getreu dem Motto „Schuster bleib bei deinen Leisten“ verzichtet man auf große Experimente und bewährt sich mit Altbekanntem. Schnelle präzise Dialoge, Handeln anstatt Reden, Bilder sagen mehr als Worte. Bevor zuviel Pathos entsteht, schnell einen Wortwitz hinterher, sei die Situation in dem Moment noch so emotional. Es fehlt auch nicht an Cross-Referenzen zu anderen Filmen (THE BIG LEBOWSKI, ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT, u.v.m.) und Pop-Kultur sowie Selbstironie, an einigen Stellen nimmt das Drehbuch seine eigenen Figuren gewaltig aufs Korn.

Bildgewaltig führt man uns durch ferne Galaxien, epische Schlachten und verzichtet dabei auf allzu schnelle Schnitte, was dem Zuschauer erlaubt, die Szenerie voll auszukosten. Die große Schlacht am Ende führt viele Marvel-Akteure, die uns in den letzten Jahren so viel Freude bereitet haben, auf originelle Weise zusammen.

AVENGERS: ENDGAME berührt, entfacht Emotionen und Sehnsüchte. Gemeinsam kämpfen, für eine Sache einstehen, die Rettung der Erde, deren Untergang man mehr oder weniger selbst verschuldet hat. Ein Fingerzeig, der gerne mit nach Hause genommen werden darf. Ein Fingerschnipsen, das ähnlich des Butterfly-Effekts zeigt, wie schnell sich alles drehen und wenden kann. AVENGERS: ENDGAME zeigt, dass wir für unser Schicksal immer noch selbst verantwortlich sind und dafür alles in unserer Macht stehende tun sollten.

Dass uns dabei die ein oder andere gewichtige Figur unwiederbringlich verloren geht, verhindert, dass bei den kosmisch-fantastischen Wendungen die Erdung abhanden kommt. Außerdem ist dafür gesorgt, dass die Fackel – oder besser gesagt Captain Americas Schild – weitergegeben wird. Mit SPIDER-MAN: FAR FROM HOME (5.7.) gibt es konkreten Superhelden-Nachschub, auf dem Radar sollte man schon mal GUARDIANS OF THE GALAXY Vol. 3, BLACK WIDOW, THE ETERNALS, DOCTOR STRANGE 2, BLACK PANTHER 2 oder SHANG-CHI haben. Was natürlich auch weitere neue AVENGERS-Varianten erlauben würde.

Rekordstart

Fast schon selbstverständlich fährt Marvels letzter Teil der aktuellen AVENGERS-Reihe dabei erneut zahlreiche Erfolge ein. Platz 1 in allen Ländern, erfolgreichster Umsatz nach Kinostart innerhalb der ersten fünf Tage. Allein in den USA spielte der Film bis zum Wochenende 350 Millionen ein, weltweit knackte das Endspiel den Rekord von 1,2 Milliarden US-Dollar und zog in kurzer Zeit an Meilensteinen wie HERR DER RINGE: DIE RÜCKKEHR DES KÖNIGS oder SKYFALL (beide 1,1 Milliarden insgesamt) vorbei – eine Machtdemonstration.