Damals wie heute: Erfindungen, Feuerwehrmänner und Revolutionen

Die Welt verändert sich rasant. Oder ist die Welt doch immer gleich? Alle anschnallen, es geht ins Jahr 1978!

Reportage von Lisa Schwarzmüller, November 3, 2018

Früher war alles besser! Oder ist Neues immer besser? Treten wir den Beweis an! Wühlt man in den Tiefen des Medienhauses Kastner, findet man dort nicht weniger als einen Schatz, der die Geschichten der vergangenen Jahrzehnte konserviert: Das große Archiv des Wolnzacher Anzeigers! Bereit für einen Ausflug in den November 1978?

Kuriose Erfindungen: Fernsehen im Trimm-Dich Sessel

Im Zweiten läuft „Der Alte“ aber erst vor Kurzem musste Mutti die Hose schon wieder um ein paar Zentimeter auslassen? Ein Fernsehabend kommt angesichts des schwabbligen Hüftgoldes eigentlich nicht infrage? Zum Glück ist Deutschland nicht nur das Land der Dichter und Denker, sondern auch weltweit bekannt für seinen Erfindungsreichtum und Ingenieurskunst. Am 3. November 1978 berichtete der Wolnzacher Anzeiger exklusiv von der Nürnberger Erfindermesse IENA `78 und brachte eine bahnbrechende Idee mit, die aus der Form geratene Fernsehenthusiasten endlich aufatmen ließ. Mit wenigen Handgriffen kann man den gemütlichen Sessel in einen Rudersessel verwandeln, der „damit  bisher Unmögliches vereint: Fernsehen und Bewegung.“  Weitere Highlights: Ein selbstlöschender Abfalleimer soll die Hausfrau vor bösen Überraschungen bewahren, ein Eimer mit Trocknungseinrichtung die Hausarbeit erleichtern.

Etabliert haben sich diese Wunderwerke der Technik zwar nicht, aber kein Grund zur Panik. Auch die Tüftler im 21. Jahrhundert haben nur unser bestes im Sinn. Wie wäre es mit einem Klarsichttoaster, um den Bräunungsgrad des Frühstücks im Blick zu halten? Oder ein Brotschneidebrett mit Krümelablauf?  Oder eine Krawatte mit integriertem Getränkespender? Innovationen über Innovationen!

[cq_vc_cqcarousel displaystyle=“gallery“ images=“12784,12787,12786,12790,12791″ dots=“no“ arrows=“no“ extra_class=“image_story“]
Ungewöhnliches Kräftemessen: 150 starke Männer gegen 150 PS

Zu einem Kräftemessen der besonderen Art kam es im Oktober 1968 in Oberlauterbach. 150 Männer versammelten sich am Dorfplatz, um in den Wettstreit gegen einen 150-PS-Schlepper anzutreten. Das Ziel: Spenden Sammeln für die Aktion Mensch – und natürlich beweisen, dass der Mann immer noch die Krone der Schöpfung ist. Seile wurden gespannt und dann wurde gezogen. „Die Männer hielten den 150 PS starken Schlepper mit einem Gewicht von 5 860 kg nicht nur auf, als er vorwärts fahren sollte. Sie zogen ihn sogar gegen den Willen des Schlepperfahrers zu sich her“, berichtete der WA-Reporter. 2 100 DM Spenden kamen bei der Dorfgaudi zusammen.

Damals Dorfgaudi, heute ist es ein ernst zu nehmender Sport. Truckpull nennt sich das Ganze und wird im Rahmen von so genannten „Strongman“-Wettbewerben durchgeführt. Den derzeitige Weltrekord im LKW ziehen  hält ein Australier. Derek Boyer zog einen 51 840 kg schweren LKW über eine Strecke von 30 Metern. Na, wie schaut’s bei den Jungs und Mädls der Oberlauterbacher Feuerwehr mit einer Neuauflage des Events aus?

Revolutionen: Folgen der Mikroelektronik bleiben weiter umstritten

Das Jahr 1968 ist international bekannt als das Jahr, an dem sich die Gesellschaften veränderten. Jugendliche Revolution, sexuelle Befreiung und  die globale Revolte gegen herrschende Systeme waren die Dinge, an die sich viele erinnern können, wenn sie an diese Zeit zurückdenken. Ebenso einschneidend war aber auch der Siegeszug der Mikroelektronik für die gesamte Volkswirtschaft Deutschlands. Als die „dritte technische Revolution“ beschreibt der Autor des Artikels  die 60er Jahre, wo mehr und mehr industrielle Prozesse nicht nur automatisiert wurden sondern ganze Arbeitsschritte von Maschinen übernommen wurden. Für viele Menschen ein Grund zur Sorge, hing die persönliche, wirtschaftliche Stabilität doch nach wie vor von einem sicheren Arbeitsplatz der in Industrie ab.  Helmut Wilhelms, Vorsitzender der Kraftwerk Union, kritisierte diese Haltung stark: Die Unwissenheit der Bevölkerung werde missbraucht, die positive Seite der Technologiesierung würde man damit übersehen.

War es am Ende eine positive Entwicklung? Etwa ein Drittel der deutschen Wertschöpfung hängt zwar nach wie vor von der Industrie ab. Viel bedeutender wurde hingegen der Dienstleistungssektor: Vier von fünf Unternehmen sind laut statistischem Bundesamt im Dienstleistungsbereich tätig. Der Arbeitsalltag verlagert sich immer mehr auf digitalisierte Prozesse. Nicht umsonst befinden wir uns mittlerweile im digitalen Zeitalter. Vom Schweißer zum Blogger, vom Fräser zum Influencer, vom Mechaniker zum Youtuber – der Mensch sucht sich eben immer wieder neue Arten, um zu überleben.