Ein Wachstum mit Seltenheitswert

Ein heißer Sommer hat auch seine positive Seite: die Leute halten sich lieber im Freien auf und trinken mehr Bier. So setzten die bayerischen Brauer 2018 vier Prozent mehr Bier ab.

Bericht von Eduard Kastner, November 22, 2018
Des einen Glück, des anderen Leid

Brauerbund-Geschäftsführer Walter König fasste auf der Hopfenpressekonferenz in Nürnberg griffig zusammen: was die Hitze dem Hopfen nimmt, erhöht der Brauer. Anders gesagt: gute Bierabsatzjahre waren noch nie gute Rohstoffjahre. Zumindest liegt mehr Geld in der Kasse, um die höheren Hopfen- und Gerstenpreise zu bezahlen. Die Brauer nehmen die Preiserhöhung also gefasst.

Dabei werden sie auch nachhaltig mehr zu bezahlen haben. Denn die Abwehr von Hitze- und Trockenheitsschäden erfordert hohe Investitionen. Löblich ist, dass der Markt Wolnzach sich an einer Machbarkeitsstudie beteiligt, wie die künstliche Bewässerung der Hopfengärten erreicht werden kann. Doch auf dem Papier mehren sich die Wasservorräte nicht. Das Grundwasser gerät an eine Belastungsgrenze. Die Wasserbestände der großen Flüsse drücken dies anschaulich aus.

Heiße Sommer haben ihre Folgen

Der starke Bierkonsum verschärft die Hopfenmarktsituation. Wenn wir uns also auf heiße Sommer einstellen, bedeutet das, dass die Hopfenanbaufläche auch dafür steigen muss. Neue Anlagen erfordern höhere Kapitaleinsätze. Bis zum Vollertrag muss sich der Erzeuger zwei Jahre gedulden. Weitere Investitionen in die Tröpfchenbewässerung sind vorzunehmen. Auch über eine Beschattung gegen zu starke Sonneneinwirkung ist nachzudenken. Laut Verbandspräsident Dr. Johann Pichlmaier sehen dies die Pflanzer gelassen. Sie sind investitionsbereit. Die Vertragspreise entsprechen ihren Erwartungen. Die Witterung 2018 kommt auch der Gastronomie entgegen. Sie sorgte für den höheren Bierkonsum, zumindest in einem wesentlichen Anteil. Wenn die Leute ausgehen, dann wird auch viel gegessen. Bei konstant schönem Wetter kann sich der Wirt bevorraten, ohne zu sehr ins Risiko gehen zu müssen. Es gab ja schon Sommer, in denen die Biergärten nicht geöffnet waren, weil das Wetter zu unstetig war. Werden solche Sommer zurückkehren?

Immer mehr Italiener trinken Bier

Wie dem auch sei, die bayerischen Brauer sollten ihre Exportanstrengungen verstärken, damit der Marktabsatz verstetigt wird. Noch liegt die Realität weit hinter den Möglichkeiten zurück. In Italien wird der Bierkonsum immer beliebter. Was liegt näher, dort bayerische Bierkultur hoch zu halten? Mit bayerischem Bier würden sich die Italiener auch stärker zur EU bekennen. Für deutsche Touristen haben sie aus eigenen Braustätten außerhalb Südtirols wenig zu bieten. Auch die Schankkultur wäre zu verbessern, damit der Kunde auch die Qualität erhält, die sich in den Fässern aus Bayern befindet.