Hopfazupfa – schwarz/weiß

Endlich hat sie begonnen: Die Hallertauer Bauern starten mit der Hopfenernte, jener magischen Zeit, in der es von Geisenfeld bis Au, von Pfaffenhofen bis Abensberg oder von Freising bis Mainburg nach Hopfen duftet. Dr.Karl-Heinz Rothenberger hat die besonderen Momente des Hopfazupfas in einmaligen Fotografien festgehalten.

Foto-Reportage von Lisa Schwarzmüller, September 2, 2019

Karl-Heinz Rothenberger fotografiert. Was sich wie eine Banalität anhört, ist Kunst in ungefilterter Form. Nicht jeder könnte in einer Zeit, in der mit immer ausgefuchsteren Handy- und Digitalkameras quasi jedes Motiv schon millionenfach reproduziert wurde, Fotos mit dem Reinheitsgehalt von Dr. Karl-Heinz Rothenberger schießen. Mit seiner analogen Kleinbildkamera ist keine Manipulation des Motivs möglich – was man sieht, ist das, was der hauptberufliche Mediziner durch die Linse im Moment der Entstehung sehen konnte, keine Manipulation von Sättigung oder Schärfe. Keine Nachbearbeitung. In diesem Fall: Die Hopfenernte in der Hallertau, in schwarz/weiß.

„Farbe lenkt den Betrachter vom eigentlichen Motiv ab. Nimmt man diese aus dem Bild heraus, geht man in den direkten Dialog mit der Handlung auf dem Foto.“

Karl-Heinz Rothenberger

„Inmitten blinden Fortschrittglaubens, kritikloser Technikverehrung, inmitten der schwindelerregenden Spirale des sich gegenseitig Überbietens, der ständigen Suchen nach dem endgültigen Event werden uns vielleicht durch eine Fahrt zu geheimnisvollen Plätzen die Augen geöffnet für all den Zauber, der diesem Land innewohnt.“ (Reinhard Haiplik in „Geheimnisvolle Plätze der Hallertau“)

„Die Hallertau ist da, wo der Hopfen wächst. Keine Region, keine Wirtschaftslandschaft lässt sich so leicht definieren, nirgendwo sonst prägt eine Kulturpflanze auch optisch so dominierend einen Landstrich, wie der Hopfen mit den sieben Meter langen Stangengebilden wie in der Hallertau.“ (Dieter Vogel in „Die Hallertau“)

„Übrig geblieben ist von der alten Zeit in der Hallertau vor allem das Bewusstsein. Geschichten, die an die alten Hopfenzupfertage erinnern, an Zeiten, als man mit dem Hopfen mit etwas Glück noch ein kleines Vermögen verdienen konnte; Geschichten, die im Hinblick auf die heutige Situation manchmal etwas zu harmonisch eingefärbt sind. Viele Hallertauer haben noch Kontakt zu den alten Hopfenzupfern, die familiäre Stimmung von damals wird gepflegt, obwohl längst alles ganz anders geworden ist.“ (Dr. Christoph Pinzl in „Geschichten des Hopfenanbaus in der Hallertau“)

„Im Herbst 1955 wurde auf dem Hopfengut Höfter in Neuhausen/ Hallertau die erste aus England eingeführte Pflückmaschine in Betrieb genommen. 1956 arbeitete auf dem Hopfengut Barthhof die erste in Deutschland nach englischer Lizenz gebaute Maschine. 1964 wurden bereits 95% aller Hopfen maschinell eingebracht […].“ (Stephan J. Barth in „Joh. Barth&Sohn – ein Weltunternehmen der Hopfenbranche“)

„Kann man […] vom typischen Hallertauer sprechen, und was zeichnet ihn aus? Früher war die Gegend als Schlupfwinkel von Spitzbuben und allerhand Gesindel verschrien, und niemand wollte gerne als Hallertauer gelten. Der Hopfen hat es schon lange geschafft, dass man als Hallertauer seine Herkunft nicht mehr verleugnen muss. Mit ihm kamen Wohlstand und Ansehen.“ (Günther Knoll in „Die Hallertau – Hopfen und mehr“)