Die Justizsatire

Rohrbach

Kann die Realität so absurd werden, dass sie zu Kabarett wird, also zum (Aus-) Lachen anregt, wenn sie entsprechend aufbereitet wird? Werner Koczwara wühlte sich durch unzählige Gerichtsakten und heraus kam eine abendfüllende Zusammenfassung – serviert im Zeidlmaier’s letzten Donnerstag. Koczwara der Enthüller, der Ehren-Kabarettist.

Es verwundert, was Koczwara da vom Stapel lässt. Sind das wirklich echte Gerichtsfälle? Ja, sie sind es. Die Erklärung: die Umstände, die Betroffenen bohren sich so sehr in ihre Probleme, ihre Lebensumstände, ihre Interessen, dass sich die Gerichte mit extremen Fällen zu beschäftigen haben und aus der Not heraus eine Entscheidung zu treffen haben, ohne dass sie merken, auf welchem humoristischen Glatteis sie sich bewegen. Die Starrheit des Systems, der Denkwelten wird von Koczwara vorgeführt, dem Spott preisgegeben.

Gemein? Ja, das sind unsere Steuergelder, gleich ob in Deutschland eingezahlt oder an Brüssel weitergereicht. Noch schlimmer: warum fällt im System niemand auf, wie lächerlich sie sich machen? Natürlich sieht der Humorist dies alles durch sein Brennglas. Aber ist diese mediale Verschiebung nicht bei allen Nachrichten im Spiel? Warum zieht niemand im Verfahren die Notbremse der Vernunft?

Mit der Zugabe versuchte Koczwara dies zu erklären: ein Stuttgarter ohne Englischkenntnisse wird ermutigt, in New York Schwäbisch ganz langsam zu sprechen, um verstanden zu werden. Er trifft zufällig auf einen Stuttgarter hinter dem Bartresen, der dann auch anfängt, langsam Schwäbisch zu antworten. Plötzlich fragt der Gast: Warum müssen wir uns in Englisch unterhalten, wo wir doch beide aus Stuttgart sind?