So klingt die Hallertau #2: Musikkabarett wandert auf die Alm

Es klappt nicht immer. Aber wenn Sauglockenläutn auf der Daffneralm spielt, dann ist es etwas Besonderes.

Interview von Michael Urban, Mai 22, 2018
Handgemachte Klänge, freche Sprüche, Lachen…

All das hallte an einem sonnigen Sonntagnachmittag Anfang Mai (6.5.) über die weiten Almwiesen der Daffneralm bei Nußdorf am Inn. In den vollen Genuss kamen dabei rund 150 Gäste der Laglerhütte, die einem dreistündiges Freiluftkonzert von Sauglockenläutn beiwohnten. Sauglockenläutn, das sind Walter Zinkl und Richard Ermeier, zwei echte Hallertauer, die Volksmusik auf unverwechselbare Art und Weise interpretieren. Wir haben das Flair in einem Interview mit Walter Zinkl eingefangen, bevor es zwischen den Berggipfeln verwehte.

„Es is‘ ned nur Kulturgenuss und kulinarischer Genuss, sondern a a zwischenmenschlich‘s Erlebnis. Dass Leid zam kemma, de sonst normal nia zam kemma war‘n.“

Walter Zinkl

Sauglockenläutn

  • „Sauglocknläutn hoasst für uns, grodraus redn, mit nix hinterm Berg hoitn.“
  • Die Band wurde 1998 gegründet.
  • Genre: Volksmusik. Musikkabarett.
  • Mitglieder: Ritsch Ermeier, Walter Zinkl.

Hallertau.de: Servus Walter. Sauglockenläutn auf der Alm – sauguad! Wie kam denn so ein außergewöhnliches Event zustande?

Walter Zinkl: Die Laglerhütte kennen wir schon seit 16 Jahren. Angefangen hat es mit Hüttenabenden im Winter, wo wir Musik gespielt haben. Das hat sich etabliert und irgendwann ist dabei mal die Idee entstanden, ein Freiluftkonzert zu machen, wenn schönes Wetter ist. Ein Mal im Jahr ein Freiluftkonzert vor traumhafter Kulisse mit dem Kaisergebirge, das ist eine feine Sache.

Und musikalisch? Wie sprecht ihr da euer Publikum an?

Da geht’s natürlich schon um unser Musikkabarett, unsere kritischen oder satirischen Texte, wie das Leben sie uns zutreibt. Wir sind ja auch nichts anderes als normale Leute, wir lesen die Zeitung und uns stößt dies‘ oder jenes auf. Oder wir probieren mal was Neues aus. Wir haben halt die Möglichkeit, draußen in der Öffentlichkeit bestimmte Dinge über Lieder und Texte anzusprechen.

„Meistens sprech’ma de Leid aus da Seel, weil de deselb‘n Probleme seng. Sei’s Glyphosat auf de Felda, des Insektenster‘m oder schlicht und einfach nur d‘ Hundescheiße am Wegesrand. Soiche Sachan einfach.“

Walter Zinkl

Sauglockenläuten Daffneralm

Eine gute Sache – das Almkonzert scheint auch keinen konkreten kommerziellen Hintergrund zu haben.

Nicht wirklich, nein. Bei den Hüttenabenden sowieso nicht. Beim Freiluftkonzert zahlen die Leute schon Eintritt, aber das ist jetzt nicht, was das Ganze trägt. Um das geht’s auch nicht. Wir können am Ende schon unsere Unkosten decken, aber da wird kein großes Geschäft damit gemacht. Wir haben immer gedacht, das Voralpenland ist so eine schöne Gegend, das müsste man eigentlich noch viel mehr Leuten zugänglich machen. Deswegen haben wir da auch einen Fanbus aus Au (in der Hallertau) organisiert. Der war dieses Mal auch voll, über 50 Leute sind mitgefahren und haben mit uns einen wunderschönen Almnachmittag verbracht. Mit Sonne, Bergen und einer guten Brotzeit noch dazu. Das ist es dann schon wert.

Diese Kulisse, dazu handgemachte Musik mit Hüttenflair, das ist schon etwas Besonderes…

… ja. Der Natureindruck, allein das ist schon Wahnsinn: auf 1000 Metern Höhe, ringsum die Berggipfel, mit Blick bis zum Wilden Kaiser und riesengroßen Almwiesen. Die Kinder können bedenkenlos spielen. Dazu noch eine Musik dazu, die das Ganze entspannt und auflockert. Wie das klingt und sich anfühlt und die Leute sitzen gemütlich drum herum. Auch mit den Leuten eine Dreiviertelstunde zur Alm hochzuwandern, gehört dazu. Außerdem spielt es definitiv eine Rolle, dass wir da nicht „Ich bin der Anton aus Tirol“ oder so Zeug spielen, sondern unsere eigenen Lieder und Texte da mit hinauf nehmen. Das passt schon gut zusammen alles. Das ist eine bodenständige Angelegenheit, es gibt immer noch richtigen Almbetrieb mit Kühen dort.

„Da gibt’s nix aus da Konserve, sondern wos selber G’macht‘s.“

Sauglockenläuten Daffneralm

Wie sieht das mit der Planung hinter so einem Event aus?

Wir nehmen uns terminlich Anfang Mai vor, bevor die Wirtsleute die Hütte wieder an den Bauern selber zurückgeben. Es darf nicht zu früh sein, sonst ist es zu kalt und das Wetter noch unbeständiger. Von sieben Terminen mussten wir schon vier Mal aufgrund von schlechtem Wetter absagen. Dieses Mal hatten wir Glück. Dann werben wir noch bei uns in der Holledau und im Chiemgau und organisieren die Logistik mit dem Bus. Im Februar bei den Hüttenabenden fangen wir an, also so zwei, drei Monate Vorlauf sind das schon. Mit dem Musikprogramm funktioniert es einfacher, da haben wir einen Fundus an Liedern, den wir anpassen können.

Spielst du bei so einem Konzert anders als sonst?

Die Atmosphäre ist anders. Es fällt… leichter, sag ich mal. Man hat Spaß dabei. Wir spielen jetzt deswegen nicht unsauber oder flapsig. Es ist einfach ganz anders als beispielsweise in einem Theater, wo dann die Leute in Reihen vor uns sitzen. Was auch seinen Reiz und seine Dynamik hat. Aber auf so einer Almhütte ist man befreit und ganz spontan. Da redet man halt auch mal übers Mikrophon und sagt ‚Ja griasde, Sepp, dass du a moi wieda raufkummst‘. Da herrscht eine lockere Atmosphäre.

Also nächstes Jahr wieder?

Letztes Jahr mussten wir es einen Tag vorher absagen, da hatte es auf einmal 40 Zentimeter Schnee. Eine bittere Angelegenheit. Das Konzert heuer hat uns schon wieder aufgebaut, da ist ganz klar: wir probieren es wieder! Die Leute können sich wieder darauf freuen. Wenn der Erste anruft, mache ich die Liste auf.

Das Interview wurde bezüglich Länge und Lesbarkeit redigiert.
Fotos: Sauglockenläutn.

„Aufs Glück und aufs Weda konnst ned pass’n!“

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