Soundwatsch‘n #4: Indie-Pop mit Pam Pam Ida

Band-Portrait von Lisa Schwarzmüller, November 22, 2019

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Dir gefällt diese Musik: wenn du Sound für Herz und Hirn magst.

Diesen Song musst du dir unbedingt anhören: Bis auf die Knochen (da ist auch noch der großartige BBou dabei)

„Moi schaun, wos er bringt, da Wind, wenn er waht, wenn er singt: Jetzad gemma dann schee staad. Moi schaun, wos no kummt. No scheint die Sunn, doch da Dog, der is boid rum.“

 

„I hoit an dir fest“, Album „Sauber“

Nerdig, unerwartet, Pam Pam Ida

2015 waren sie dank Matthias Matussik a.k.a. Matuschke ein echter Überraschungserfolg. Seither sind sie aus den bayerischen Festival-Line-Ups nicht mehr wegzudenken. Die Musik von Pam Pam Ida geht sofort in die Füße. An der Oberfläche liefern sie einen weichen Indie-Pop-Sound, schaut man sich ihre künstlerische DNA aber etwas genauer an, merkt man die Tiefe ihrer musikalischen Substanz. Genau ihre Mission: einerseits die Musiknerds zu begeistern, „die anhand von Gated-Reverb-Drums Parallelen zu Prince ziehen“, und andererseits die „Easy-Listeners, die sich einfach dem Gefühl hingeben wollen“, zu berühren.

Ihre progressive Note fühlt man in jedem Track und führt zu unerwarteten Genre-Vermischungen und noch unerwarteteren Lyrics (Tipp: „Gockl“ auf ihrem ersten Album „Optimist“ mal genauer anhören). Die stammen aus der Feder von Sänger Andreas Eckert, der live neben einer ausdrucksstarken Bühnenpräsenz auch noch die gleiche Gesangs-Qualität wie auf Platte zum Besten gibt. Eine weitere Pam Pam Ida Geheimwaffe: Das Silberfisch-Orchester, das stimmige Klangteppiche unter altmodische Analog-Synthies, komplexe Drum-Patterns und eine Prise Glam-Rock legt und überraschende und griffige Akzente setzt (hört mal in diesem Live-Video von „Oiwei scho so“ rein). Auch in und um die Hallertau haben sich die Musiker aus Sandersdorf nahe Altmannstein schon in die Herzen der hiesigen Musikliebhaber gespielt. Unvergessen bleibt dabei ihr Auftritt beim Festival Holledau 2019, wo sie sich hauptverantwortlich für die dortige Gänsehautstimmung zeigen durften.

6 Fragen an Andreas Eckert von Pam Pam Ida

1 | Warum sind eure Lyrics bayrisch? Verändert das die Art und Weise, wie ihr Musik schreibt?

Wir hatten auch schon leidenschaftlich Lieder in englischer Sprache geschrieben und gesungen und das seit den Teenie-Jahren. Aber wie es halt ab und zu im Leben passiert, probiert man sich aus, schreibt einen Liedtext auf Bayrisch, weil einem auf Englisch nix mehr einfällt, und man stellt fest, das Ergebnis hat eine ganz andere, eigene Qualität – ob besser oder schlechter sei dahin gestellt. Jedenfalls zeigt man die ersten Gehversuche in „neuer Sprache“ zu Beginn seinen Engsten und merkt anhand der Reaktion, dass Potenzial im neuen Sound samt ihrer Sprache steckt. So hat das Ganze immer weitere Kreise gezogen und ist letztendlich mitunter eine Entscheidung der Leute, quasi ein basisdemokratisches Produkt. Jede Musik, die auf taube Ohren stößt, ist im Grunde wertlos, weil sie nichts bewegt oder bewirkt – zumindest aus Sicht eines Popmusikers. Sprache ist ja auch Klang und verändert selbstverständlich die Musik. Wie genau sie es bei unserer Musik tut, ist schwer zu sagen. Jedenfalls ist uns klar, dass unsere Texte, zumindest in Bayern, viel besser verstanden und bewusster wahrgenommen werden, was zur Folge hat, dass der Musikhörer achtsamer mit unserem neuen Sound umgeht. Mag sein, dass die bayrische Sprache die Qualität unserer Musik gesteigert hat…

2 | Was sind eure größten, musikalischen Einflüsse?

Beeinflusst worden sind wir von Allem, was uns an Musik im Leben bisher um die Ohren geflogen ist und von der Frage, ob uns das gefällt oder nicht. Mir persönlich gefällt momentan unter anderem Prince sehr gut, aber auch Reinhard Mey, Biermösl Blosn, Irish Folk und AC/DC waren prägend für mich.

3 | Wie ist euer Stil zustande gekommen?

Das hat im Grunde einen fast unromantischen Ursprung. Eigentlich habe ich, lange bevor es überhaupt die Idee „Pam Pam Ida“ gab, ein Computerprogramm zum Recorden auschecken wollen und viel am PC gebastelt und herumprobiert und zum Spaß bayrische Textfetzen dazu gesungen. Profitiert habe ich davon, auf keinem Instrument ein großer Virtuose zu sein, aber aus vielen Instrumente ein bisschen was rausholen zu können. Und Instrumente stehen zu Hause einige rum!

4 | Wie wichtig ist euch das Thema Dialekt?

Es ist schön, dass es Dialekt gibt und schön wäre es auch, ihn zu bewahren und mehr zu praktizieren. Allerdings ist Dialekt oft auch ein Kernthema von ewig Gestrigen und Erzkonservativen, die panische Angst vor Identifikationsverlust haben und die gute, alte Zeit herbeisehnen und auf Grund ihrer Profilneurose in einem „Mia san Mia und Andere eben ned“-Verständnis Zuflucht suchen. Wir praktizieren Dialekt sehr gern und freuen uns über den enthaltenen Facettenreichtum, aber das Thema ist für uns keinen Kreuzzug wert.

5 | Habt ihr Bedenken, dass das Thema Dialekt euch in eurer Zielgruppe limitiert? Was sind eure Erfahrungen mit „Nicht-Bayern“?

Nach oben gibt es bestimmt eine Grenze. Aber würden wir noch auf Englisch singen, wären die Konzertsäle womöglich immer noch weitestgehend leer. Was wir momentan erleben dürfen, in Bayern vor mehreren Hundert Leuten Konzert für Konzert zu spielen, ist einfach unglaublich und dafür sind wir sehr dankbar. Auch 30 Leute in Paderborn zu erreichen ist viel wert und noch sind wir ziemlich am Anfang und deshalb recht zuversichtlich, dass die Zuhörerschaft auch außerhalb Bayerns noch weiter wachsen wird.

6| Woher kommt dieses Mundart-Revival, das wir in letzter Zeit miterleben dürfen?

Das weiß ich nicht. Vielleicht geht der Trend ja schon wieder bergab? Wenn man im Oktober nach München auf die Wiesn schaut, stellt man jedenfalls verwundert fest, dass das „Mia san Mia“ zur gigantischen Marke mit enormer Wirtschaftskraft geworden ist. Das Dialekt aber auch was Tolles ist, will ich nicht bestreiten. Wichtig ist für uns dennoch der Umgang damit.

Noch eine Soundwatsch’n gefällig?

Soundwatsch’n #1: Bayerischer Rock mit Karin Rabhansl 
Soundwatsch’n #2: 8 Fragen an Lef Dutti von Dicht&Ergreifend
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