Unsere Gründer #1: ZAM Eventmanagement

Auch in der Hallertau gibt es es sie: Bastler, Tüftler, Visionäre und Macher. Im Rahmen der Existenzgründerinitiative der KUS Pfaffenhofen begleiten wir Kreativköpfe und Pioniere auf ihrem Weg in die Selbständigkeit.

Interview von Michael Urban, Mai 3, 2019

Event-Management in Wolnzach, daran muss sich das Ohr erst mal gewöhnen. So wie Jessica Wiesenberger es selbst tun musste. Als frische Gründerin will sie mit „ZAM“ Menschen authentisch zusammenbringen. Weil sie das gut kann. Weil es ihr Spaß macht. Und weil es ihr Herzenswunsch ist. Eigentlich gar keine schlechte Idee in der Holledau, wo Geselligkeit und echte Persönlichkeiten einen hohen Stellenwert haben.

Aber welche Events, die man managen könnte, gibt es hier? Und welche Menschen sollen da überhaupt zusammengebracht werden? Hernach muss man vielleicht sogar selber Events schaffen. Klingt nach einem Auftrag für Jessica – und einem Gewinn für unsere Gegend. Mit ZAM machen wir den Auftakt zu unserer Serie über Gründer in der Hallertau.

Existenzgründer finden im Kommunalunternehmen Strukturentwicklung Landkreis Pfaffenhofen einen kompetenten Partner, der sie gerne auf ihrem Weg in die berufliche Selbständigkeit begleitet (z.B. durch das Finden von Gewerbeflächen, Fördermöglichkeiten oder Kontakte zu wichtigen Ansprechpartner).

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Hallertau.de: Na, Jessi, wie ist ZAM denn entstanden? Klär‘ uns doch mal auf.

Jessica Wiesenberger: Tja, ich habe „Sport- und Event-Management“ studiert. Insgeheim habe ich schon immer gewusst, dass ich in diese Richtung gehen will. Aber nach einem freiwilligen Praktikum bei BMW war ich mir nicht mehr so sicher. Es folgten lange Jahre bei BMW im Marketing und Veranstaltungsmanagement, da hatte ich nie die Möglichkeit, „einfach zu machen“. Und ich komme eben aus einer Macher-Familie; das hängt mit der Gastronomie zusammen. Danach kamen ganz verschiedene Erfahrungen: als Wiesn-Bedienung, während einer Sprachreise nach Kapstadt, an einer Ski-Schule in Sankt Anton… Dabei ist mir deutlich bewusst geworden, wie groß der Bedarf an Kundenbetreuung, Gästemanagement und Organisation nach wie vor ist.

„Einfach mal machen […] und das Risiko eingehen.“

Und dann hast du dich selbständig gemacht?

Fast. Drei Monate lang habe ich viel Vorarbeit geleistet, bis mich dann die Zweifel wieder eingeholt haben. Ich hatte zu wenig Greifbares vor mir, der Sicherheitsgedanke war noch zu groß. Aber nach einem weiteren Bürojob war ich noch unglücklicher als zuvor. Daraufhin habe mich zu 100 Prozent meiner Selbständigkeit gewidmet. Während des letzten Jobs hatte ich schon meine Webseite aufgebaut – die stand dann in der Übergangsphase schon.

Dein Konzept hatte also Zeit zu reifen. Wie funktioniert es denn?

Mein Produkt ist eine Dienstleistung, die Event-Organisation, mein Künstler-/Service-Netzwerk und Beratung mit einschließt. Dabei geht es immer darum, etwas „authentisch zusammen zu machen“. Daher auch der bayerisch inspirierte Name „ZAM“. Wichtig war mir das Authentische – so hat sich das Motto ganz gut ergeben. Jeder darf so sein, wie er will. Nichts soll gestellt sein. Durch meine öffentlichen Veranstaltungen wie die Kochabende oder Wein-Tastings, wo sich zum Beispiel Freundeskreise oder Teams aus Unternehmen anmelden können, bringe ich das hoffentlich gut zum Ausdruck. Auch wenn ich privat etwas für jemanden mache, soll es bezüglich Location, Logistik, Ambiente, Programm und Betreuung vor Ort perfekt auf die Person abgestimmt sein. Es soll nichts inszeniert werden, wo sich der Gastgeber selbst unwohl fühlt. Ich schaue zuerst, wer der Mensch eigentlich ist, wie er tickt – und dann, wie ich die Veranstaltung am besten umsetzen kann.

„Es ist schon ein konkretes Fundament da, das über Jahre gereift ist, und kein Hirngespinst. Mein Elevator-Pitch ist noch verbesserungswürdig, wie du siehst … (lacht) Aber tatsächlich verändert sich mein Angebot ständig und reift weiter.“

Wer steckt alles hinter ZAM?

Ja, ich! Die Wiesn-Katz (lacht). A verrückte Nudel steckt dahinter, die ihren Herzenswunsch verwirklichen will. Was hab ich schon zu verlieren? Jetzt kann ich zum ersten Mal sagen: Wo auch immer diese ganze Geschichte hingeht, ob es klappt oder nicht … das ist mir gerade scheißegal. Das war ein Prozess, bis ich das von Herzen so ehrlich sagen konnte. Das Wichtigste ist, dass ich mich getraut habe, es versucht habe und hernach nichts bereuen muss.

I like the spirit! Wer sind deine Zielgruppen?

Geschäftskunden, Privatkunden, Hotellerie und Gastronomie, das sind so die anvisierten Gruppen.

Wenn du schon länger an ZAM arbeitest, hast du sicher auch schon Feedback bekommen …

Ich habe mir tatsächlich für meine Tiefs, die man vor allem anfangs durchlebt, eine Feedbackliste erstellt. Und zwar von Veranstaltungen oder aus persönlichen Gesprächen. Das Faszinierende dabei ist, dass man Feedback von Menschen bekommt, von denen man es sich nie erwartet hätte. Die dir überhaupt nicht nahestehen, mit denen du gar nichts zu tun hast. Die sagen zum Beispiel „Hey Jessi, saucool, dass du den Mut hast, das anzupacken. Egal, was dabei rumkommt. Respekt!“ Da kriege ich echt immer noch Gänsehaut, da kommt so viel Positives zurück. Auch von meinen Mädels habe ich die volle Unterstützung, zum Beispiel lesen die oft Blogeinträge, bevor ich sie veröffentliche. Das ist wirklich das Wertvollste, was man sich vorstellen kann. Das werde ich mir auch selbst zu Herzen nehmen, für andere so da zu sein.

„Es gibt immer mal wieder Gegenwind und diejenigen, die einen nicht mögen. Und es muss mich auch nicht jeder mögen. Man lernt, sowohl mit negativem als auch positivem Feedback umzugehen.“

Welche Schwierigkeiten hast du als „junge Gründerin“?

Man ist einfach alleine. Es ist schwierig, jemand zu finden, der bei dir einsteigen und dasselbe Risiko eingehen will. Vom Alter her passe ich ganz gut in die Gründerszene … Eine größere Rolle spielt es da, eine Gründerin zu sein. Ich muss ganz klar sagen, dass man als weibliche Unternehmerin nicht so für voll genommen wird. Vielleicht hängt das aber auch mit der Thematik zusammen – in einem technischen Bereich wäre ich schon wieder etwas Besonderes. Das Allerschwierigste ist das Netzwerken, sprich die Kundengewinnung. Am Ende muss man sein Gesicht einfach der Öffentlichkeit preisgeben. Ich musste erst mal lernen, zu dem zu stehen, was ich mache, und darüber zu reden.

Du hast dir viele Gedanken gemacht. Sicher auch über deine Zukunft. Hast du Pläne?

Oh ja, viele Pläne! Ab Mai bin ich im Co-Working-Space in Pfaffenhofen, mal sehen, was sich daraus ergibt. Vielleicht schreibe ich auch mal mein eigenes Buch über die Gründung. Ich mache mir zumindest oft Notizen. Mein Wunsch ist, das Online- und Beratungsthema mehr aufzugreifen. Ich würde dahingehend liebend gerne andere Gründer unterstützen. Ich merke einfach, dass ich total kreativ werde, wenn ich mich in das Business anderer hineindenke und meine Erfahrungswerte einbringen kann.
Konkret möchte ich Workshops und Seminare mit dem Tandem und meiner Philosophie verbinden, einerseits einen neutralen Raum zur Kreativität zu haben, aber auch ein Event zu bieten, bei dem die Leute zusammenkommen können. Ich überlege schon lange, das mit der Hallertau zu verbinden, zum Beispiel Event-Pakete wie eine Holledau-Tour, ein komplett organisierter Wiesn-Ausflug für Teams oder ähnliches.

Wow – das ist eine ganze Menge. Ist da überhaupt ein Ende in Sicht?

Langfristig ist es mein Ziel, Vermittler von Personal und Leistungen zu werden, weil die Firmen dafür meistens keine Zeit haben. Und ich bin einfach gerne eine Gastgeberin und bringe Menschen gerne zam (lacht).

„‚Wenn du nicht bereit bist zu scheitern, bist du auch nicht bereit zu gewinnen.‘ Und genau so ist es. Das ist das A und O bei der Selbständigkeit.“

Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit dem KUS in Pfaffenhofen.