„Nimm Geschenke nicht so ernst!“

Deine Chancen stehen nicht schlecht, Weihnachten etwas geschenkt zu bekommen, was Du nicht leiden kannst. Wie reagierst Du jetzt richtig? Wir haben die Kommunikationsexpertin Elisabeth Bonneau um Rat gefragt. Dazu haben uns ein paar Hallertauer verraten, bei welcher Gelegenheit sie diesen Rat dringend gebraucht hätten.

Feature von Luise Heine, Dezember 24, 2018

Endlich Weihnachten! In erwartungsvoller Runde sitzt Du mit deinen Lieben beieinander, der Christbaum leuchtet, die Gesichter strahlen und schließlich werden die Geschenke überreicht. Vorsichtig arbeitest Du Dich zum Kern der Sache vor. Aber was ist das? Da schmiegt sich etwas in Deine Hand, das Du auf keinen Fall haben möchtest! Hässlich, unpraktisch, völlig unpassend – schlicht scheußlich!

1| Liebevolle Gaben

„Mein Vater hat mir einen gravierten Stein und eine ganze Box voller Cent-Münzen geschenkt.“ Trotzdem trennte sich Lisa (25) nicht von den liebevollen Gaben, sondern lagert die vier Kilo einfach in einer hinteren Regalecke.

Jetzt nur die Fassung wahren – und das geht so: „Nehmen Sie Geschenke nicht so ernst – machen Sie nicht den Fehler, das auf sich zu beziehen!“, sagt Elisabeth Bonneau. Die Kommunikationsexpertin gibt zu bedenken, dass der Schenker etwas bei seiner Gabe im Sinn hatte – und das war ganz bestimmt nicht, Dich zu ärgern. Vielleicht hat er einfach nur einen anderen (offensichtlich schlechteren) Geschmack! Behalte das im Hinterkopf, dann läufst Du nicht Gefahr, beleidigend zu reagieren.

2| Küchengeräte unter dem Weihnachtsbaum? 

„Mein Freund hat mir eine extra große Bratreine überreicht, mit dem Kommentar: ‚Damit kannst du dann besonders viel Tiramisu für mich machen.‘“ Mittlerweile hat sich Elke (28) von dem selbstlosen Schenker getrennt.

Also Ruhe bewahren, gar nicht erst in Wallung geraten. Und trotzdem nicht das Falsche tun, etwa: „Wer das Geschenk über die Maßen lobt, läuft Gefahr, etwas Ähnliches wieder zu bekommen“, weiß Bonneau. Besser einfach schlicht „Danke“ sagen. Vielleicht noch mit einem „Wo hast Du das denn gefunden?“ garniert. Oder „Wie bist du darauf gekommen?“.  Bei der Gelegenheit bekommst Du eventuell sogar wertvolle Hinweise, warum der Schenker denkt, das Ding wäre das Richtige für dich.

3| Wenn nichts geht, geht ein Gutschein! 

„Ich finde Gutscheine von Event-Anbietern besonders schrecklich!“  Stefan (42) ärgert sich vor allem, dass diese Anbieter auch mit den nicht eingelösten Gutscheinen kalkulieren.

Wer unangenehmen Momenten aus dem Weg gehen möchte, kann auch vorbauen. Im gleichen Kreis werden alle Geschenke nur mit einem einfachen „Danke“ quittiert, auch, wenn Du deswegen völlig aus dem Häuschen bist. So fällt der Geschenke-Fauxpas nicht so auf. Im Zweiergespräch kann man ja an anderer Stelle noch mal herausheben, wenn etwas besonders cool war.

4| Wie viel Kitsch ist genug Kitsch? 

„Mein schlimmstes Geschenk war zu Weihnachten eine Holzfigur, die einen mexikanischen Wrestler darstellt. Superhässlich das Ding.“ Wegschmeißen wollte Elisabeth (27) die Gabe trotzdem nicht, jetzt wohnt sie im Bücherregal – hinter den Büchern.

Die Gäste sind gegangen und Du stehst da, mit Deinem ungeliebten Geschenk in der Hand. Und jetzt? „Natürlich müssen Sie das Geschenk nicht verwenden“, so die Knigge-Expertin, „Sie trinken ja auch keinen Wein, der Ihnen nicht schmeckt!“ Je nachdem, wie sehr man Rücksicht nehmen möchte, kann man die Gabe einfach in einer Kiste verschwinden lassen und, wenn man Besuch vom Schenker bekommt, prominent aufstellen.

5| Ein perfektes Geschenk! 

„Meine schlimmen Geschenke bekomme ich immer von meiner Schwester. Im letzten Jahr ein Bild von einem damenhaften Hund mit wilder Frisur, darunter der Schriftzug ‚Bad Hair Day‘.“ Das unangenehme für Kerstin (39) ist dabei, dass ihre Schwester immer ganz stolz ist, weil sie glaubt, das perfekte Geschenk gefunden zu haben.

Hast Du die Ablage P für Dein Geschenk gewählt und der Schenker fragt nach, wo seine Gabe geblieben ist? „Sagen Sie, Sie haben den richtigen Platz dafür noch nicht gefunden“, das schone die Gefühle des anderen.

6| Kulinarisches Geschenke-Recycling

„Ich hatte meinem Vater einen Webergrill überreicht. Der wollte aber lieber seinen Billo-Grill  behalten.“ Im nächsten Jahr bekam Klaus (31) das gute Stück allerdings von seinem Vater zurück überreicht – als Geschenk.

Wegschmeißen ist aber auch eine sehr drastische Lösung. Vielleicht fällt Dir ja auch jemand ein, der das Ding gut gebrauchen könnte. „Geschenke weiterzugeben ist nicht verboten“, meint auch Bonneau. Aber: Sie sollten dann nicht mit einer Geste der Großzügigkeit überreicht, sprich verschenkt, werden. „Aber vielleicht ergibt es sich ja, dass man denjenigen fragt, ob er das brauchen kann“, rät die Kommunikationsexpertin. „Dann freut sich wenigstens irgendjemand über das Geschenk!“