Damals wie heute: Tanzkapellen, Stadtapotheken und Trump!

Was war im Januar 1979 eigentlich in der Hallertau so los? Und in der Welt? Eine Antwort auf diese und andere Fragen liefert eine mediale Zeitreise durch unser Archiv des Wolnzacher Anzeigers. Angeschnallt?

Feature von Lisa Schwarzmüller, Januar 23, 2019
Piccadilly, Schranner, Bavaria!

Nach München, Regensburg oder Ingolstadt fahren, um am Wochenende mal richtig die Sau rauszulassen? Dabei ordentlich Tanzbein und Klatscharm schwingen und noch dazu ein, zwei oder vierzehn Rüscherl in die Luke plätschern lassen? Für derlei gar illustre Runden ging es für viele Feierwütige damals tatsächlich hinaus aufs Land. Beim Schrannerwirt in Baar spielten samstags und sonntags „The Roosters“ und „The Feeling“. In der Manchinger Bavaria lockte man Gäste mit einem großen Tanzball und der Kapelle „The Plague-Spot“ auf die Tanzfläche und das Piccadilly Wolnzach präsentierte „The Twenty-Twenty-Six“. Die Nummer Eins der Deutschen Charts war damals übrigens „YMCA“ von den Village People dicht gefolgt von Bony M.‘s „Mary’s Boy Child“.

Und heute? Für Stimmung wird immer noch gesorgt – Live-Musik hingegen ist eine Seltenheit geworden. Geschmäcker waren schon immer verschieden, aber die Emanzipation der DJs als Unterhaltungskünstler hat unsere Art zu feiern nachhaltig verändert. Die großen Partys der 70er Jahre sind damit aus dem Landleben fast verschwunden. Zeitreise gefällig?

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„Carter bestätigt Verpflichtung zur Verteidigung Europas“

Manchmal wünscht man sich zurück in eine einfachere Welt, eine Welt in der außenpolitische Bündnisse mehr wert waren als die Twitter-Performance. Eine Welt, in der internationale Beziehungen zumindest dem Anschein nach von respektvollem Umgang geprägt waren. Vor 40 Jahren war die Erinnerung an die größte Katastrophe des Jahrhunderts noch frisch und die Stabilität Europas ein Garant für einen brummenden Wirtschaftsmotor. Auch US-Präsident Jimmy Carter wusste das und verpflichtete sich in seiner Rede zur „Lage der Nation“ für Europa: „In seiner vor beiden Häusern des Kongresses gehaltenen 45minütigen Rede betonte Carter, dass die Sicherheit seines Landes auch aus der Stärke seiner Bündnisse erwachse“, titelte der Wolnzacher Anzeiger.

Und heute? Die USA haben ihren vermeintlich größten (Achtung, Wortwitz!) Trumpf ausgespielt. Aus dem Weißen Haus hagelt es eine Rüge für die EU nach der nächsten, noch vor nicht allzu langer Zeit sprach sich Trump nicht nur für einen harten Brexit aus, sondern dichtete diversen europäischen Partnern krisenähnliche Zustände und den nahenden Untergang an. Europäisch-amerikanische Bündnisse? Klingen irgendwie anders.

„Wir sind eine Stadt und kein Markt!“

Für reichlich Unmut sorgte die Benennung der Apotheke am Hauptplatz in Pfaffenhofen vor 40 Jahren. Der ursprüngliche Plan, auf ein Reklameschild „Markt-Apotheke“ pinseln zu lassen, wurde im Stadtrat heiß diskutiert. Das Ergebnis: „Der Stadtrat […] könne sich nicht gefallen lassen, auf diese Weise vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. Mehrere Stadträte vertraten die Ansicht, dass die Bezeichnung ‚Markt-Apotheke‘ für Pfaffenhofen unpassend sei“, so der Redakteur auf der Heimat-Seite der Traditionszeitung. Man sei schließlich eine Stadt und kein Markt, man habe schließlich auch einen Hauptplatz und keinen Marktplatz. Heute hat Pfaffenhofen immer noch eine Apotheke dort. Die hört nun aber auf den wohlklingenden Namen „Stadt-Apotheke“.