Hallertau-Insider #5: 5 Fakten über Reichertshofen

Die Reise durch die schöne Holledau geht weiter. Der Hallertau.de-Stadtstreicher hat sich diesmal nach Reichertshofen verirrt und dabei wissenswertes wie kurioses entdeckt. Los geht's!

Feature von Alfred Raths, Mai 27, 2019

Etwas mehr als 8 000 Seelen wohnen in dem Örtchen zwischen Pfaffenhofen und Ingolstadt. Rentiert sich nicht, mit dem Auto oder Fahrrad stehen zu bleiben? Wir treten heute den Gegenbeweis an und präsentieren fünf Fakten über Reichertshofen, die ihr vielleicht noch nicht kanntet.

Wusstet ihr, dass…

1 | Grenzsteine spannende Geschichten erzählen können – wenn man sie denn findet?

Versteckt aber hie und da auch offensichtlich sind in der Reichertshofener Flur historisch bedeutsame und heute denkmalgeschützte Grenzsteine zu finden. Etwa am Südrand und Südostrand der Bürgerau. Sie sind sehr alt, Fachleute rechnen sie dem 16. Jahrhundert zu. Damals umfasste der Gerichtsbezirk Reichertshofen 14 Dörfer und zwei Hofmarken. Es sollen insgesamt 25 Grenzsteine gewesen sein, die anno dazumal in den Boden eingegraben wurden und den Ur-Grenzverlauf anzeigen. Die Mehrzahl ist im Laufe der Zeit verschwunden oder konnten bis heute nicht gefunden werden. Eine Herausforderung für Hobby-Historiker. Die noch aufzufindenden tragen das Rautenwappen und die Buchstaben „B“ an der frühreren pfälzischen Seite und „P“ an der gegenüberliegenden, womit die Grenze zwischen der Pfalz Neuburg und Oberbayern augenscheinlich wird.  Das Churfürstlich-Neuburgische Pfleggericht beziehungsweise spätere Landgericht Reichertshofen war einstmals im Westen vom Landgerichts Neuburg, im Osten vom Pfleggericht Vohburg, im Süden und Südwesten vom Landgericht Pfaffenhofen und im Norden von der Haupt- und Festungsstadt Ingolstadt umgeben.

Foto @Hans

2| der Erste Nasenclub der Welt im Ortsteil Langenbruck ist?

Nur alle fünf Jahre wird im Reichertshofener Ortsteil Langenbruck der größte Zinken prämiert. Erst wieder im Jahr 2021. Bis dahin können potenzielle Teilnehmer ihre Nase massieren oder Grimassen üben. Beides soll sich tatsächlich auf die Länge auswirken. In der Hoffnung, in der Herrenwertung den Niederländer Hans Roests Nase zu übertrumpfen. Die Eckdaten des Titelverteidiger für alle, die sich nun herausgefordert fühlen: 65,90 Millimeter Länge und 52,52 Millimeter Breite, in Summe 118,42 Millimeter. Bei den Frauen führt derzeit aus Au am Aign. Sie brachte es in der Gesamtwertung auf immerhin 103,55 Millimeter. Christian Reichert, Präsident des 1. Nasenclubs der Welt, garantiert mit seinem elektronischen Messgerät, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Die Formel lautet: Von der Nasenspitze bis zur -wurzel und quer von Nasenflügel zu Nasenflügel. Motto des Vereins ist übrigens „Ob griechisch, römisch oder krumm, d’Hauptsach’is ein richtigs Trumm.“

Foto @Werler

3| es an der Paar fliegende Edelsteine gibt?

Wer mit offenen Augen an der Paar unterwegs ist, kann etwa im Reichertshofener Ortsteil Gotteshofen von der dortigen Paarbrücke aus mit viel Glück einen ganz besonders farbenreich Gefiederten beobachten. Oftmals wird er deswegen „Fliegender Edelstein“ genannt: Die Rede ist vom Eisvogel. Der hat in dem Schutzgebiet sein Brutrevier und jagt von einer passenden Sitzwarte aus – oft ein über das Gewässer ragender Ast – nach kleinen Fischen, Kaulquappen oder am oder im Wasser vorkommenden Insekten. Das auwaldartige Gelände bei Reichertshofen mit seinen Stillgewässern scheint er zu lieben. Sportliche Zeitgenossen haben links und rechts des Paar-Radwegs auf der 61 Kilometer langen Strecke zwischen Großmehring und Aichach noch mehrfach Gelegenheit, das Tier zu beobachten.

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4 | die Wallfahrtskirche St. Kastulus ein kriegerisches Relikt beherbergt?

Relativ einmalig dürfte der Kirchturm der Wallfahrtskirche St. Kastulus am Kastlberg nahe dem Reichertshofener Ortsteil Ronnweg sein. Denn hoch oben in dem von Wald umrahmten Turm eingemauert ist eine Kanonenkugel. Sie soll an ein Gefecht zwischen französischen und österreichischen Truppen erinnern, die dort am 1. September 1796 ausgetragen worden war. Marodierend zog das französische Heer die Donau entlang nach Bayern. Im August 1796 erreichte die etwa 60 000 Mann starke französische Armee unter Führung von General Moreau die Linie Kempten – Geisenfeld. Der österreichische General Latour versuchte, die in Geisenfeld und am Kastlberg in Stellung gegangenen Franzosen aufzuhalten. Nach einem ersten Erfolg der Österreicher erobern die Franzosen den Hügel zurück. Der Turm von St. Kastulus wird so stark getroffen, dass die Glocke zu Boden stürzt. Zurückgeblieben sind am Ort des Geschehens zahlreiche Kanonenkugeln von denen eine bis heute am Turm der Wallfahrtskirche in ungefähr 20 Meter Höhe an diese schreckliche Zeit erinnert.

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5| es einen Weiher abseits vom Baderummel gibt?

Kenner von Badeseen versichern, dass der Heideweiher im Nordosten von Reichertshofen eine wirklich gute Wasserqualität vorweisen kann. An seinem Ufer finden sich zahlreiche Liegemöglichkeiten auf gepflegten Wiesen – kein Wunder, dass sich im Sommer dort Groß und Klein tummeln. Trotzdem gibt es kein Gedränge. Badegäste, die sich ausgeruht haben, können sich am Kiosk stärken. Sogar einen gekennzeichneten Bereich für Nichtschwimmer gibt es.  Kinderspielplatz, Beachvolleyballplatz – alles da. Wer zuvor beim Kioskbesitzer fragt, kann auch Zelten. Auch im Winter ist der Heideweiher ein beliebtes Ausflugsziel. Eisstockschießen und Schlittschuhfahren ist bei entsprechenden Temperaturen kein Problem.

Foto @mapio