Ist die Zukunft des Hopfens stabil?

Gute Alphaprognosen, stabile Verträge und ein ertragsstarkes Jahr stimmt die Hopfenwirtschaft optimistisch. Doch ist es um den Hopfen wirklich so gut bestellt? Antworten erhielten wir auf der diesjährigen Hopfenrundfahrt.

Feature von Simone Huber, August 30, 2019

Auf der jährlichen Hopfenrundfahrt in Wolnzach trifft sich das Who is Who auf dem Gebiet der Hopfen- und Brauszene. Die Ernteaussichten stimmen optimistisch. Aber ein Viroid in bayrischen Hopfengärten, die extremen Witterungsschwankungen und die Pflanzenschutznot trüben den Blick der Hopfenbauern. Wir haben ein paar O-Töne aus den verschiedensten Branchen für euch eingeholt und sie gefragt:

Ist der Hopfen existentiell bedroht? 

Hubert Aiwanger: (stellvertretender Bayerischer Ministerpräsident und Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie)

„Der Hopfen ist eine Kulturerscheinung, um die uns viele Leute beneiden. Das verdanken wir in erster Linie den Hopfenhoheiten, die bei jeder Gelegenheit für Hopfen und Bier werben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Staatsgäste bei dem Thema Hopfen und Bier sofort ein Lächeln auf den Lippen haben. Zum Genießen und der bayerischen Lebensart gehört der Hopfen untrennbar dazu. Es gibt Zeiterscheinungen, die kommen heute und gehen morgen. Der Hopfen ist vor 1,5 Tausend Jahren gekommen und er wird noch lange lange bleiben. Ich verspreche den Hopfenwirten uneingeschränkte Unterstützung von politischer Seite und werde alles tun, damit es den Hopfen in dieser Ausprägung weiterhin gibt“.

Josef Reiser: (Bürgermeister der Stadt Mainburg und Vorsitzender der Hallertauer Siegelgemeinden)

„Die Pflanzenschutzdebatte ist und bleibt eine Herausforderung, die die Hopfenbauern mit  Verbänden und der EU aber trotzdem lösen können. Ich sehe die Existenz des Hopfens jedoch nicht bedroht. Zum einen haben wir in der Region ein Netz an sehr engagierte Hopfenbauern. Zum anderen sichert ein innovatives Hopfenforschungszentrum in Hüll den Fortbestand und die Weiterentwicklung des Hopfens, erforscht Krankheit und Schädlinge und setzt wichtige Grundsteine für die Zukunft. Vor allem auf dem Gebiet der modernen Craftbiere lässt der stärkere Hopfenverbrauch den Absatz noch oben klettern, was erfreulich ist“.

Ruth Müller: (Landwirtschaftspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion)

„Ich sehe die Co-Existenz von Hopfen- und Brauwirtschaft künftig trotz aller Debatten zwar nicht gefährdet. Wir müssen aber sowohl von politischer als auch von landwirtschaftlicher Seite zusammenarbeiten, um den Hopfen und unsere Hallertau weiterhin gut zu vermarkten und deren Existenzen zu bewahren. Die Hallertau mit ihrer besonderen Landschaft und der Sonderkultur Hopfen ist absolut schützenswert. Insofern ist es wichtig, dass wir von der Landespolitik die Forschungseinrichtungen personell und finanziell ausstatten, damit man weiter forschen kann was den Klimawandel und die Viruserkrankungen anbetrifft“.

Dr. Peter Doleschel (Leiter Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung)

„Aktuell sorgt vor allem der „Citrus Bark Cracking Viroid“ für negative Schlagzeilen. Klar, den müssen wir ernst nehmen! Von der übertriebenen Angstmache und der gezielten Verbraucherverunsicherung seitens mancher Medien distanzieren wir uns aber entschieden! Das Viroid bedeutet keinerlei Gefahr, die Dolden können problemlos verbraut werden. Außerdem ist die LfL schon lange vor dem jetzigen Fund aktiv gewesen:  Seit 2008 gab es ein Viroid-Monitoring, Funde gab es bis Juni 2019 keine. Befallene Hopfenstöcke werden nun vernichtet und Betriebe dürfen keinen Rebenhäcksel ausbringen. Die Ernte 2019 ist nicht gefährdet, weil das Ausmaß des Schadens mengenmäßig nicht ins Gewicht fällt.“

Marianne Huber (Hopfenbotschafterin und Referentin für Hopfen und Landwirtschaft)

„Leicht haben es Hopfenbauern nicht. Mit dem Wetter haben wir Probleme, auf die Düngeverordnung müssen wir penibel schauen, die Spritzmittel beachten etc. Aber die Hopfenbauern sind fleißige und kämpferische Leut, die schaffen das schon. Es hat im Hopfen immer schon Höhen und Tiefen gegeben und es ist trotzdem weitergegangen! Das wird auch so bleiben! Schließlich investieren die Hopfenbauern regelmäßig in Maschinen und technische Ausstattung- einfach so mit dem Hopfenanbau aufhören nur weil uns Knüppel zwischen die Beine gelegt werden, wäre keine Alternative“.

Jürgen Charrois (Geschäftsführer Hofbräuhaus Freising):

„Wir sehen den Hopfen als sehr wichtigen Bestandteil für die Qualität des Bieres auch in Zukunft an und glauben nicht, dass sich daran etwas ändern wird. Der Hopfen ist Genussfaktor und gibt dem Bier seine Würze. Ohne ihn gibt es kein Bier! Global gesehen halte ich es für unwahrscheinlich, dass zeitweilige Probleme der Hopfenwirtschaft den Boden unter den Füßen wegziehen. Der Hopfen wird den aktuellen Herausforderungen wie Pflanzenschutzmittelknappheit u.ä. sicher standhalten, so wie er es die letzten 1200 Jahre auch getan hat!“

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