Mein Lieblingsort in der Hallertau #2: St. Anna Kapelle

Kapellen, Perlen unserer Heimat, oftmals nicht beachtet – selten besucht. Die Anna-Kapelle bei Haunsbach ist eine solch schmucke Perle. Hierher komme ich, wenn ich fernab jeder digitalen Realität zu mir selbst finden möchte.

Feature von Simone Huber, Mai 24, 2019

Mein Lieblingsort in der Hallertau

Klar, Vielfalt ist etwas Schönes. Und doch gibt es manche magische Plätze, die uns immer wieder in ihren Bann schlagen und zu denen wir gerne zurückkehren. Wo man immer wieder gerne auf einen Drink hingeht und alte Bekannte trifft. Ein Weiher, an dem die Uhren einfach ein bißchen anders ticken. Oder ein Winkel, an den wir nur unsere besten Freunde mitnehmen. Dies ist nicht nur ein Lieblingsplatz auf unserer Seite, sondern auch ein Ort, um unseren ganz eigenen Favoriten in der Hallertau ein Zuhause zu geben.

Ein Ort zum Durchatmen

Stille. Einkehr. Die Gedanken kommen und gehen. Man fühlt sich völlig abgeschirmt von der Außenwelt. Behütet. Beschützt. Auf einem Hügel über dem Hallertauer Hopfenland liegt sie, die Kapelle St. Anna. Sie gehört zu Haunsbach, einem 112 Seelen-Ort in der Gemeinde Elsendorf. Ein Traktor tuckert durch die Reihen in einem der umliegenden Hopfengärten, die die Landschaft um die Kapelle so sehr prägen. Das unschuldige Kirchlein steht da, wie ein Kind, sicher eingebettet in Mutters Schoß. Die bewaldeten Hügel, die Hopfengärten und der spitze Kirchturm aus der Ferne – in der Abendsonne hat die Hallertau einen eigenen Reiz. Ich vernehme ein vertrautes Glockenläuten. Der Klang erinnert mich an Kindheitstage, in denen ich zu Besuch bei meiner Großmutter war. Sie wohnt in dem Dorf, in dem die Kapelle steht.

Als ich die Kapelle betrete, weht sofort ein sanfter Hauch Weihrauch durch meine Nase – wie ein Schleier aus vergangenen Tagen. Ich setze mich. Draußen zwitschern immer noch die Vögel. Als müssten sie im Wettbewerb gegeneinander antreten. Wer ist der Stärkere? All diese Machtspielchen interessieren mich hier nicht. Hier sitze ich nun, bin einfach da. Ganz im Hier und Jetzt. Ganz in der Gegenwart, Völlig präsent. Die andächtige Stille erfüllt mich.  Durch die milchigen Kirchenfenster dringen die warmen Strahlen der Abendsonne ein. Sie taucht die Kapelle in eine goldene Aura. Das hat etwas Magisches. Ein Glücksgefühl erfüllt mein Herz. Niemand ist hier, keine hustenden Autos, keine quengelnden Kinder, keine unruhigen Touristen mit klickenden Fotokameras. Wie schön wäre es, diese lieb gewonnene Idylle würde ewig anhalten?

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Zwei rote Kerzen brennen schon, die Flamme flackert sanft.  Ich zünde vorsichtig eine Dritte an. Zu Ehren der Heiligen Anna – Schutzpatronin und Namensgeberin der Kapelle. Ein Büchlein liegt aus, in dem sich schon hunderte Besucher verewigt haben. Ihre Widmungen, Fürbitten und Grüße zieren die vergilbten Seiten. Auch ich schreibe ein paar Zeilen, drücke meinen Dank aus, dass sich die Dorfbewohner des kleinen Örtchens unermüdlich um den Erhalt der Kapelle kümmern. Sauber hergerichtet ist die St. Anna Kapelle, schön verputzt, der Eingang mit duftenden Maiglöckchen und Buchssträußen bepflanzt. Es ist ein Ort, an dem man sich immer willkommen fühlt. Wie ein Wallfahrer in seiner eigenen Heimat.

Die Muttergottesfigur und das atmosphärische Umfeld wirken von der Energie aufladend und beruhigend. Wer das alles ins Reich der Einbildung versetzt, kann zumindest nicht verleugnen, dass die Kapelle der Heiligen Anna eine Stätte voller Magie ist.