Weihnachtskrimi: Stille Nacht, eisige Nacht – Teil #1

Lesen und Spenden - mit dem Hallertauer Adventskrimi von Christiane Fux! Begleitet Kommissar Reineder durch seinen mysteriösen Fall, die Hallertau und unsere 24 Türchen. Und wenn es euch gefallen hat, schließt euch unserer Autorin an, die ihr Honorar ganz im Geiste der Weihnacht für ein Kinderhospiz spendet.

Special von hallertau.de, Dezember 1, 2019

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Teil 1

Der Mann stand mitten auf einem kahlen Feldweg und blickte sich argwöhnisch um. Es war erst Viertel nach acht am Abend, doch es hätte auch mitten in der Nacht sein können. Der Mond blitzte zwischen den Wolken hindurch, zeichnete Risse auf den weiß bestäubten Boden. Neuschnee schluckte alle Geräusche. Bis auf das scharfe Knacken, das der Mann gehört hatte, und dessen Ursprung er nicht einordnen konnte.

Anton Kohlweiler war 38 Jahre alt, 1,93 Meter groß und 122 Kilogramm schwer. Noch bis vor ein paar Jahren – und mit 25 kg Fett weniger auf den Rippen – war er ein gefürchteter Verteidiger der Pfaffenhofener „EISHOGS“ gewesen. Und nun stand er hier in der Winternacht und die schiere Angst packte ihn im Genick. Er hatte sich schon immer im Dunklen gefürchtet. Kohlweiler atmete tief ein und aus, wobei er weiße Schwaden aus seinen Lungen stieß. Es gab keinen, überhaupt keinen Grund, sich zu fürchten. Er war mitten in der friedlichen Hallertau unterwegs, mit ihren sanften Hügeln und den schnurgeraden Reihen von Hopfenstangen. Alles ruhte im tiefen Winterschlaf. Nur, dass ihm die Landschaft gerade überhaupt nicht friedlich vorkam! Die Stangen erschienen ihm wie Galgen, die vertrockneten Überreste der Hopfenpflanzen wie skelettierte Finger, die aus dem Boden ragten. Verdammt, warum nur hatte er sich selbst zu diesem einsamen Spaziergang überredet!
„Konfrontationstherapie“ lautete die Antwort. Nicht, dass er bei einem Psychologen gewesen wäre. Dazu war ihm die Sache viel zu unangenehm. Er hatte sich im Internet informiert. Man musste sich seinen Ängsten stellen, um sie zu eliminieren. Insbesondere den eingebildeten, hatte er gelesen. Das leuchtete ihm ein. Und nachdem er sich Hals über Kopf in die Metzgereiverkäuferin verliebt hatte, die ihm jeden Morgen mit liebreizendem Lächeln eine Leberkaassemmel über den Tresen reichte, hatte er beschlossen, endgültig von der heimlichen Memme zum Mann zu werden. Schließlich konnte er nicht drauf bestehen, das Nachtlicht brennen zu lassen, wenn sie irgendwann bei ihm übernachtete.

Er straffte die Schultern. Es ging darum, die Angst in Schach zu halten, sie nicht die Oberhand gewinnen zu lassen. Sich nicht dauernd Dinge einzubilden. Es knackte erneut. Nur ein vereister Ast, der in der Kälte barst, redete er sich Mut zu. Und was da mitten auf dem Weg lag, das war sicher nur ein – ja was nur? Er machte einen kühnen Schritt darauf zu. Wieder riss die Wolkendecke auf und enthüllte … Anton sperrte den Mund auf, doch statt eines Schreis kam nur ein Quietschen heraus. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und stellte einen persönlichen Rekord im 2000-Meter-Lauf auf.


Die Autorin

Christine Fux (zur Website), aufgewachsen in Hamburg, lebt und schreibt seit mehr als 20 Jahren in München. Dank ortskundiger Freunde ist ihr inzwischen auch der besondere Charme der Hallertau vertraut. Die Medizinjournalistin hat bislang vier Kriminalromane rund um den ermittelnden Bestatter Theo Matthies im Piper-Verlag veröffentlicht. Nebenbei strickt sie raffinierte Dinnerkrimispiele für zuhause unter der Marke „Mörderische Dinnerparty“.

Das gesamte Honorar für diesen Adventskalender geht als Spende an die Stiftung „Ambulantes Kinderhospiz München“. Die in ganz Bayern tätigen Helfer unterstützen Familien mit schwerst- und todkranken Kindern, damit die kleinen Patienten statt im Krankenhaus im Kreise ihrer Familien versorgt werden können.

Wenn auch du dieses wichtige Projekt unterstützen möchtest, kannst du dich hier informieren: www.kinderhospiz-muenchen.de. Oder spende direkt und unkompliziert unter unserer personalisierten Spendenaktion „Lesen und Spenden – mit dem Hallertauer Adventskrimi!“.

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