Wolnzach kauft jetzt „unverpackt“

Seit Elfi Peter und Nicole Dhome vor einigen Wochen ihren ersten Instagram-Post veröffentlichten, ist man in Wolnzach Feuer und Flamme: Der Markt erhält endlich seinen ersten Unverpacktladen.

Feature von Lisa Schwarzmüller, September 19, 2019

300 Millionen Tonnen Plastik werden jedes Jahr produziert. Das ist so viel, dass das menschliche Gehirn nicht mehr in der Lage ist, sich das vorzustellen. Sehr viel von diesem Plastik wandert in unsere Umwelt und zerstört das Leben von Tieren und Menschen. Da muss man nichts mehr erklären und schön reden. Plastikmüll ist richtig scheiße. Dabei kann der einzelne Wolnzacher oder Rohrbacher ja eigentlich nichts anderes dagegen tun, oder? Es gibt schließlich kaum Alternativen zu den großen Einzelhandelsketten mit ihren Plastikbergen. Richtig? Falsch!

Elfi Peter und Nicole Dhome hatten genug von Ausreden und haben das Problem „Plastik“ kurzerhand beim Schopf gepackt. Sie gründen den ersten Unverpacktladen Wolnzachs. „Wir wollen unseren Teil dazu beitragen, dass Plastik vermieden wird“, erklärt Elfi. Vor ihrer großen Eröffnung haben sie uns unsere brennendsten Fragen zum Thema „Unverpacktladen“ beantwortet – ganz ohne Plastik, dafür mit einer großen Tasse Kaffee.

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1| Was kann man eigentlich unverpackt einkaufen?

Das Sortiment von Elfi und Nicole ist sehr vielseitig, man findet sowohl Süßigkeiten, wie unterschiedliche Schokoladen, als auch Nudeln, Linsen oder Dinge für den täglichen Hygienebedarf wie Spülmittel und Seifen. Dabei haben die beiden ihr Sortiment noch um einige weitere Leckereien erweitert. „Rein von einem Unverpacktladen könnten wir wahrscheinlich nicht überleben. Deswegen haben wir Bioprodukte dazu genommen“, meint Elfi. „Den letzten Bioladen in Wolnzach gab es übrigens vor über 30 Jahren.“

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2| Woher kommen die Produkte im Marktladen?

Für ihr ambitioniertes Ziel, der Region einen regionalen und unverpackten Einkauf zu ermöglichen, haben sich Elfi und Nicole einen hilfreichen Partner mit ins Boot geholt. Die Ökoring Handelsgesellschaft versorgt den Marktladen nicht nur mit hochwertigen Bioprodukten, sondern steht ihnen in Gestalt von Bio-Fachfrau Britta Schönfeld auch im Aufbau ihres Ladens zur Seite. Wenn sie können, bieten sie aber regionale Produkte an, wie Mehl von der Lehenmühle in Niederlauterbach oder Honig von einem örtlichen Produzenten (übrigens die einzigen beiden Produkte aus „konventioneller“ Herstellung). „Bei Sauerkonserven, Tomatensoßen, Essig oder Öl war ihnen die Transparenz besonders wichtig. Qualität, Hersteller, Preis-Leistung, da haben wir gekuckt, dass dann alles stimmt“, fasst Elfi zusammen. So wissen die beiden ganz genau, was sie ihren Kunden anbieten.

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3| Spart man mit einem unverpackten Einkauf überhaupt so viel Plastik?

Unverpacktes Einkaufen ist schön und gut – aber was ist mit dem Verpackungsmüll, der hinter den Kulissen anfällt? „Klar, ganz vermeiden können wir das natürlich nicht“, erklärt Nicole. Irgendwie müssen Nudeln und Co. eben zu ihnen in den Laden gelangen, und für bestimmte Produkte, wie Penne, gibt es aufgrund von hygienischen Vorgaben einfach noch keine plastikfreie Alternative. „Die meisten Dinge erhalten wir aber in Großgebinden“, macht Nicole klar. Unterm Strich fallen dann statt unzähliger kleiner Verpackungen eine Große an. Was sich wie ein Tropfen auf einen heißen Stein anfühlt, ist aber in  Relation gesehen ein riesiger Schritt in die richtige Richtung, erklärt auch Britta Schönfeld. „Wenn sechs Millionen Menschen einmal pro Woche keine Plastiktüte oder Verpackungen verbrauchen, dann sind das 6 Millionen Verpackungen weniger.“ Außerdem nimmt die Ökoring Handelsgesellschaft bei ihren Lieferungen die großen Verpackungen mit und führt sie einem Recyclingkreislauf zu. Auch wenn die Lösung noch nicht optimal ist, hat Britta in diesem Zusammenhang große Hoffnungen: „Es gibt einen Hersteller, der arbeitet schon dran. Es bewegt sich schon ganz viel in die Richtung, aber so eine Entwicklungszeit dauert einfach – mindestens ein oder zwei Jahre. Und die Bewegung „Unverpackt“ ist eben noch ganz neu.“

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4| Wie läuft so ein „Unverpackt-Einkauf“ eigentlich ab?

Eigentlich ist es ganz einfach: Der Kunde kommt mit seinem gereinigten Gefäß, wie einem Weckglas, einer leeren Spülmittelflasche oder einem Eimer in den Laden. Dort wiegt es das Gewicht des Gefäßes ab und füllt sich genau so viel ab, wie er braucht. Hat man zu wenig Gefäße dabei oder sie gar vergessen, haben Elfi und Nicole auch ein paar da, um ihren Kunden auszuhelfen. „Wir haben Schraubgläser, vom Kunden für den Kunden. Das läuft dann auf Vertrauensbasis, dass sie es beim nächsten Einkauf wieder mitbringen“, erklärt Nicole.