„Wolnzach – Wir leben Europa“

Europa - das größte Friedensprojekt der Welt steht vor einem weiteren Meilenstein. Die Bürger der europäischen Union wählen ihr Parlament. Warum sich ein Gang zur Urne am Sonntag lohnt? Wir haben mal ein bisschen rumgefragt.

Feature von Alfred Raths, Mai 20, 2019

Diese Woche wählen die Bürger der Europäischen Union ihre künftigen Repräsentanten. Im Vorfeld dazu warb Wolnzach, Träger des Europadiploms, letzten Freitag im Hopfenmuseum unter dem Titel „Wolnzach – Wir leben Europa“ für den Zusammenschluss von Menschen aus 28 Mitgliedsstaaten. Hallertau.de fragte bei dieser Gelegenheit Teilnehmer nach ihren ganz persönliche Ansichten zu dem völkerverbindende Großprojekt und über Europa im Allgemeinen.

Bürgermeister Jens Machold (CSU): „Europa heißt für mich Familie und Freundschaft. Meine Mama ist in Ungarn geboren, mein Papa in Tschechien, ich in Innsbruck, meine Schwester in Bayern. Insoweit haben wir, wenn man so will, alle einen Migrationshintergrund. Die Freundschaft, die uns mit Poperinge verbindet, das ist für mich was ganz besonderes. Wolnzach ist international. Menschen aus 67 Nationen haben hier ihr Auskommen und feiern miteinander. Ohne Europa, davon sind wir hier überzeugt, geht am Ende des Tages gar nichts. Und wenn ich mir so die Schulen anschaue: Meine Tochter war heuer in Finnland, war in Italien, brauchte kein Visum, kein Geld tauschen – es läuft alles und man kann es sich auch nicht mehr anders vorstellen.“

 

Klaus Dieter Klose: „Ich bin ein großer Verfechter von Europa: Reisefreizügigkeit, Vielfalt an Menschen, Vielfalt an Genuss und vor allen Dingen auch die finanziellen Freiheiten. Früher die vielen Währungen, jetzt ein Euro. Da brauche ich mir keine Gedanken mehr zu machen, der Euro ist überall gleich viel wert. Europa hat uns mehr als 60 Jahre Frieden bescherte. Kritikern sage ich, Leute, überlegt euch, was ihr macht. Unsere nächsten Generationen werden davon profitieren, dass wir dieses Europa haben.“

Sepp Aigner: „Ich bin eine leidenschaftlicher Europäer. Ich habe das noch miterlebt, als wir mit den Kindern fortgefahren sind nach Österreicher rüber und an der Grenze war man mit Gewehren dortgestanden, das hat mich dermaßen abgeschreckt. Meine Schwiegerleute kommen aus Tschechien. Wenn man das erlebt hat, mit den ganzen Grenzen… und jetzt kann man frei herumfahren – ich muss ganz ehrlich sagen, das ist mit nichts auf der Welt zu bezahlen. Das ganze Miteinander, das hätte man sich früher nicht vorstellen können. Es ist viel einfacher geworden. Die Kommunikation, die Währungen. Wenn man bloß zum Skifahren gefahren ist, hat man drei Währungen gebraucht, wenn’s blöd gelaufen ist. Man braucht nur zurückzudenken: Unsere Väter und unsere Großväter noch mehr, sind ein oder zwei Mal in den Krieg gezogen. Wenn man sieht, was wir hier heute haben, dann ist das für mich unbezahlbar.“

Karin Förtsch: „Ich merke, dass man das allzu selbstverständlich nimmt, diese Vorteile wie Handelsbeziehungen oder Reiseerleichterung, oder auch der Zusammenhalt. Mittlerweile hört man auch viele kritische Stimmen aus anderen Ländern – das macht mir Angst, dass das nicht wertgeschätzt wird und Europa auseinander bricht. Andere Länder wie China werden zunehmend stärker, da braucht man ein vereintes Europa als Gegenpart. Wenn man die Weltkugel so ansieht, was wollen wir alleine?“

Eva Schwarzfischer-Helten: „Für mich gibt es zu Europa keine Alternative, wir sind eine Schicksalsgemeinschaft. Wir müssen Europa gemeinsam weiterentwickeln, angefangen bei der Verteidigung bis hin zu einer gemeinsamen Außenpolitik. Europa, das ist so ein bisschen wie die Politik in Deutschland: es beschäftigt sich zu sehr mit sich selber, anstatt einfach die wichtigen, übergreifenden Aufgaben gemeinsam anzugehen. Entscheidungen müssen auch abgegeben werden an die Gemeinschaft, aber wir haben trotzdem noch sehr viele Regionen und Staaten, die weiterhin ihre Kultur leben und auch in Politikbereichen selbständig sind. Man muss sich gegenseitig ergänzen.“

Paul Helten: „Ich glaube, Europa ist für die Jugend wieder mehr in den Fokus gerückt. Jetzt vor allem durch diese Fridays-for-future-Aktion oder auch generell über das Internet, das die Jugend ja auch länderübergreifend vernetzt. Die Jugend möchte ein zusammengerücktes Europa und nicht eines, das auseinander gerät. Zur Europawahl mit 16 Jahren wäre eine Überlegung wert. Man hätte ein größeres Spektrum und es ist ja eigentlich auch immer die Zukunft der Jugendlichen, die von älteren Leuten bestimmt wird.“