Zwischen Hoffen und Bangen: Hallertauer Kinos kehren langsam zurück
Für viele Kinos in Bayern wird der Corona-Lockdown ein schwerer Kampf um die wirtschaftliche Existenz. Auch die Hallertauer Kinobetreiber mussten zittern, haben die Zeit aber auch genutzt.
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Kein launiges Popcornrascheln, kein pochendes Herz, wenn der Samtvorhang langsam zur Seite gleitet – Kino-Nerds hat der Corona-Lockdown hart getroffen. 5,27 Millionen Deutsche gingen im Jahr 2019 nach Angaben der Markt-Media Studie „VuMA“ mindestens einmal im Monat ins Kino. Darüber hinaus ist und war das Kino nicht nur ein Wirtschaftsfaktor, sondern ein soziokulturelles Bindeglied. Denn ins Kino geht fast jeder, vom 10-Jährigen mit den Schulkameraden bis zur Rentnerin mit den Freundinnen (demografische Besucherzahlen). Dem Kino haftet eine unbegreifliche Magie an. Kein Handy lenkt den Besucher ab, keine Gespräche mit dem Nachbarn sind erlaubt. Wenn man im Kino sitzt, gehört die Welt für ein paar Stunden Jedi-Rittern, Agenten, Vampiren, Schriftstellern und Königinnen. Wir alle vermissten in den vergangenen Wochen auf der heimischen Couch diese ungeteilte Aufmerksamkeit, die wir unseren Held*innen auf dem „big screen“ sonst zukommen lassen, noch mehr aber vermissten die Kinobetreiber uns Besucher.
Aber es gibt einen Lichtblick: Langsam aber sicher machen sich die Hallertauer Kinos bereit für eine vorsichtige Wiederaufnahme des Betriebs. Und auch hinter den Kulissen hat sich einiges getan. Einfach werden die kommenden Monate dennoch nicht werden.
„Je weniger Happyends das Leben uns bereitet, umso mehr brauchen wir davon im Kino.“
Walter Ludin, Schweizer Journalist und Autor
Coronabedingt geschlossen, aber nicht untätig
Aus der Not eine Tugend machen, hieß es Ende März für viele Betreiber. Und so nutzten ein paar Hallertauer Kinobesitzer die Corona-Zeit für Arbeiten hinter den Kulissen. „Auch wenn wir nicht aufmachen konnten, war die Corona-Zeit für uns doch sehr arbeitsintensiv“, erzählt in diesem Zusammenhang Gerda Kroiß vom Roxy Kino in Abensberg. Denn dort entsteht gerade ein nigelnagelneues Kino. Den Baufortschritt teilt die Familie Kroiß fleißig auf ihrem Facebook-Kanal, die Euphorie über ihr Projekt ist Gerda am Telefon anzuhören. Besonders freut sie, dass ihr Werkstattkino, ihre Ersatzspielstätte in der Straubinger Straße, so gut angekommen ist, auch wenn der Saal in den vergangenen Wochen leer blieb. Zur Wiedereröffnung könne Gerda Kroiß konkret noch nichts sagen. „Mit den derzeitigen Hygiene- und Abstandsregelungen lohnt sich die Eröffnung des Werkstadtkinos einfach noch nicht, auch wenn es wieder möglich wäre“, meint sie. Und auch die Wolnzacher Kino-Fans werden noch etwas warten müssen, ihre Geduld dürfte sich am Ende aber lohnen. Denn auch Max Amper und seine Familie steckten die neu gewonnene Zeit während des Corona-Lockdowns in Modernisierungen – Licht und Surroundanlage erhielten ein Upgrade und damit ihre treuen Kunden sie nicht ganz vergessen würden, gab es Popcorn to go. Wolnzacher Queen-Fans kommen dann in voraussichtlich zwei Wochen auf ihre Kosten, dann starten die Ampers nämlich mit der Vorstellung des Oscar-prämierten Biopics „Bohemian Rhapsody“.
Harter wirtschaftlicher Einschnitt
Dass viele Betriebe unter den finanziellen Corona-Folgen trotzdem zu leiden hatten, ist unbestritten. Die Kinolandschaft, die sich im Spannungsfeld zwischen kulturellem Leben und betriebswirtschaftlichen Anspruch befindet, traf der Lockdown hart. „Die letzten Monate haben die deutschen Kinos regelrecht ausgeblutet, jede Woche der Schließung hat sie rund 17 Mio Euro gekostet. […] Trotz der verloren gegangenen Einnahmen waren unsere Ausgaben immer noch sehr hoch und man kann offen und ehrlich behaupten: Unsere Branche ist massiv angeschlagen“, machten auch die Betreiber des Schrobenhausener CineParks auf ihrer Homepage deutlich. Und trotz der Lockdown-Lockerungen der bayerischen Staatsregierung dürften die kommenden Monate nicht einfacher werden. Denn die Filmproduktion musste coronabedingt auf Eis gelegt werden, keine neuen Filme bedeuten einen geringeren Anreiz für die Kunden, die Lichtspielhäuser aufzusuchen. Und auch auf ausgebuchte Säle und überlaufende Snack-Kassen wird man aufgrund der Hygienekonzepte warten müssen. „Wir sind uns sicher, dass die von uns beschlossenen Maßnahmen mehr als angemessen sein werden, um euren Kinobesuch so schön und trotzdem so sicher wie möglich zu gestalten. Doch konkret bedeuten die Maßnahmen auch, dass wir nach unserer Eröffnung nur noch mit circa 10 Prozent der möglichen Besucher*innen rechnen dürfen“, so die Schrobenhausener weiter. Um die Fixkosten niedrig zu halten und um so vielleicht noch ein bisschen länger durchhalten zu können, müssen die Kino-Fans auch dort noch ein bisschen auf die Wiedereröffnung (voraussichtlich Anfang Juli oder später) warten – oder nach Pfaffenhofen fahren. Denn das Cineradoplex dort startet, wie viele bayerische Kollegen, schon am 15. Juni wieder mit Filmen wie Bad Boys For Life, Trolls oder Night Life.