Abschiedsgruß der Redaktion
Eure Redaktion verabschiedet sich - mit einer Träne und ein bisschen Tiefgang.
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Es hat ein paar Minuten – und leere Blicke auf den Bildschirm – gebraucht, als Ende Oktober die Abschiedsmails an unsere Partner entstanden sind. Damit wurde es offiziell: unsere Redaktion wird langsam den Betrieb einstellen. Hallertau.de hat 2018 als kleiner Hopfenfechser angefangen, mit viel Liebe und Herzblut hat ein Team von Heimatliebenden daraus eine ansehnliche Hopfenstaude gezogen. Auch wenn die wirtschaftliche Situation durch die Corona-Pandemie gerade nicht mehr hergibt, sind wir stolz auf das Produkt, das wir schaffen durften, und auf all die Fehler und Erkenntnisse, die uns der Weg dorthin gebracht hat.
Ohne ein paar sehr wichtige Menschen hätte das nicht funktioniert. Deswegen wollen wir uns kurz, aber herzlich und aufrichtig dafür bedanken. Danke an Mike Hampicke für seine technische Expertise, seinen Witz und seinen Ghetto-Charme. Danke an Natalie Beck für verrückte Stunden und ihren unermüdlichen Einsatz in Photoshop, WordPress, Instagram und Co. Danke an Regina Stein, unseren wandelnden Duden und mütterlichen Kummerkasten. Danke auch an Erika Ketterle, Monika Ebner, Judith Banerjee, Simon Westermair, Bürohund Karo und all unsere freien Mitarbeiter. Es war eine Freude mit euch.
Last but not least: Danke an unseren Art-Director Phillip Reitsperger, der ein kleines, ländliches Medium zu einem Liebhaberstück gemacht hat. Und danke an unseren Verleger Dennis Kastner für die Vision, der Region ein neues Medium zu geben und den Mut, in diesen Traum zu investieren.
Dieser Abschied fällt uns mehr als schwer. Deswegen wollen wir euch, liebe Leser, ein letztes Mal mit hinter die Kulissen nehmen und ein paar liebgewonnene Erinnerungen und Ideen mit euch teilen. Wir hatten so viel Spaß, die Hallertau für euch mit neuen Augen entdecken zu dürfen, und genau das wollen wir noch ein letztes Mal tun.
Wir sehen uns – irgendwo, irgendwann in der schönen Holledau.
Mike, Simone und Lisa
Lisa Schwarzmüller
Einprägsames Erlebnis:
Das Festival Holledau mit Kyle Gass von Tenacious D. Ein unfassbar lustiges und unerwartetes Konzert mit einem internationalen Rockstar, den ich für hallertau.de fotografieren durfte und der sich für mich während des Konzerts in diverse Posen schmiss. Das war ein großer #fangirl-Moment. Meinen von ihm signierten Bierkrug halte ich bis heute in Ehren.
Liebster eigener Beitrag:
Khans Geschichte, seine Begeisterung und seine Fähigkeiten beeindruckten mich nachhaltig. Im Interview kamen so manche Dinge auf, die mir noch heute im Kopf herumspuken. Wie er als afghanischer Geflüchteter unsere bayerische Gesellschaft begreift, hat mich oft dazu gebracht, eingerostete Strukturen und mein eigenes Handeln zu hinterfragen. Durch diese Geschichte durfte ich viel über mich selbst und meine Kultur lernen – für mich ein authentischer Moment interkultureller Kommunikation.
Liebster Beitrag eines anderen Autoren:
Nicht nur ist der Weiher, den Mike in diesem Beitrag zeigt, mein absoluter Lieblingsort, er hat es auch noch geschafft, diesem für mich fast schon mystischen Ort ein wundervolles, virtuelles Zuhause zu geben. Die ganze Spaziergangreihe zeugt von Mikes Akribie, seinem Ideenreichtum, seiner Liebe fürs „Rausgehen“ und seiner Detailverliebtheit. Aber sein Sprung ins Feilenmoos ist und bleibt in meinen Augen sein Bester.
Was wünschst du dir für die Hallertau?
Ich wünsche mir für die Hallertau ein bisschen mehr Mut, auch mal unkonventionelle Dinge auszuprobieren. Hie und da flackert dieser Mut zwar auf – dabei denke ich an tolle Festivals oder Protestaktionen – aber ich bin sicher, diese Region kann noch lustiger, unkonventioneller und alternativer, ohne dabei ihren traditionellen Charme zu verlieren. Tradition ist wichtig, das durfte ich in den vergangenen Jahren lernen. Genauso wichtig ist es, dass neue Dinge die Chance bekommen, zur Tradition zu werden. Ein paar dieser „Fechser“ habe ich in den letzten Jahren aufgehen sehen. Und ich freue mich darauf, wenn sie zu ausgewachsenen Pflanzen werden.
Mike & Simone über Lisa:
„Lisa war eine Arbeitskollegin, wie man sie sich nur wünschen kann. Sie ist ein Quell an Ideen, ein Tier in der Recherche und verfügt über eine wundervoll luftige, fantasievolle und humoristische Schreibe. Den Beruf des Journalisten nahm sie von allen mit Sicherheit am ernstesten, ihren Anspruch daran setzte sie unter anderem gern in gesellschaftskritischen Beiträgen um. Ich erinnere mich außerdem an zahlreiche mitternächtliche Nachrichten, wo sie wieder einen neues Thema in einem Podcast, einen neuen Trend im Journalismus oder eine Idee für unser Geschäftsmodell rüberlinste. Dank ihrer Begeisterungsfähigkeit und Empathie sammelte Lisa viele interessante Gesprächspartner, aber auch einige leicht entrückte Begegnungen in ihrer Zeit in der Hallertau. Gottseidank verfügt sie durch ihre Karate-Ausbildung über einen ordentlichen „Lisa-Smash“ (aka Hulk-Smash), um wieder für Ruhe zu sorgen.
Über die letzten zwei Jahre legte Lisa eine tolle Entwicklung hin, auch wenn es ihr vielleicht gar nicht so aufgefallen ist. Nach ihrem Volontariat wuchs sie auch immer mehr in die konzeptionellen Themen hinein, generell leuchteten ihre Augen immer hell, wenn sie sich neues Wissen und eine neue Kompetenz angeeignet hatte. Ich erinnere mich an gemeinsame Events wie den Workshop am Wolnzacher Gymnasium, die Digitalisierungs- und Innovations-Camps des Media Labs in München, eine Adobe Lightroom Fortbildung, die Netzwerktreffen der Kultur- und Kreativwirtschaft des KUS Pfaffenhofen, interne Workshops zur Entwicklung von Formaten oder unser eigenes Creatives‘ Meetup mit unseren freien Autoren und Mitarbeitern. Das Wohl ihrer Mitarbeiter lag Lisa sehr am Herzen, sie hatte immer ein offenes Ohr für deren Sorgen und Nöte und dank ihr gab es einen Team-Kühlschrank, mittägliche Lieferungen vom Salatkind oder das Bullshit-Bingo, um der Kreativität auf die Sprünge zu helfen. Man konnte mit ihr gut arbeiten, sich aber auch privat angenehm austauschen. Die harmonische Synchronisierung war erreicht, als wir oft zur selben Sekunde dasselbe Lied anstimmten. Heftige Diskussionen schlossen keineswegs ebenso heftige Lach-Flashes aus – sie ist eine starke Frau, die sich trotzdem für nichts zu schade ist. Eine tolle Mischung. Liebe Lisa, wir werden dich vermissen.“
Simone Huber
Einprägsames Erlebnis:
Am einprägsamsten war für mich das Dellnhauser Volksmusikfest in Au i.d. Hallertau, bei dem wir mit einem eigenen Stand vertreten waren und Teil eines der größten Volkmusik- und Mundartfeste Bayerns sein durften.
Liebster eigener Beitrag:
Auf eine Hopfensiesta mit Karl – warum? Erstens, weil ich einen exklusiven „Backstage“-Einblick in die Abläufe während der stressigen Hopfenernte auf einem der größten Betriebe der Hallertau bekam, und zweitens, weil es Karl Pichlmeier von einer anderen, privateren Seite zeigt.
Liebster Beitrag eines anderen Autoren:
Lost Places – weil dieser Beitrag echt Gänsehautfaktor hat und einen an Orte führt, die aus einem Gruselfilm stammen könnten.
Was wünschst du dir für die Hallertau?
Dass die Menschen auf „Alteingesessenes“ vielleicht auch mal einen anderen Blick wagen.
Lisa & Mike über Simone:
„Wer denkt, das Enigma Simone Huber knacken zu können, der täuscht sich ganz gewaltig. Jedes Mal will man all ihre Facetten gesehen und begriffen haben und dann steht sie wieder vor einem mit einer Geschichte, einer Bekanntschaft oder einer Idee, die man so nicht erwartet hätte. Als sie als Volontärin zu uns die Redaktion kam, war sie eigentlich schon eine gestandene, rasende Reporterin. War man also auf der Suche nach Protagonisten für eine Reportage, hörte man nicht selten ein „Ja, den kenn ich. Soll ich ihn anrufen?“. Ihr Netzwerk und die vielen Menschen, die sie dazu zählen kann, war für unsere Arbeit von unbeschreiblichem Wert. Dabei ist vollkommen klar, warum die Menschen gerne mit ihr zusammenarbeiten. Simone ist ein wahres Empathiebündel, hat immer ein Lächeln auf dem Gesicht und weiß mit unerwartet schwarzem Humor den Gesprächspartner aus der Reserve zu locken. Sie vereint Engel-Figürchen mit Investmentbankerwissen, eine liebevolle Schreibe mit interessanten Themen und ätherische Unbegreiflichkeit mit bodenständigem Arbeiten. Von unserem „Major Klick“, der sich oft mutig seinem Endgegner Adobe Lightroom stellte, stammen einige unserer meistgelesenen Beiträge und als „Agent Huber“ schleuste sie sich in so manche Veranstaltung für uns ein. Als echte Hallertauerin kannte sie ihre Welt um Mainburg herum fast wie ihre eigene Westentasche – ohne sie wären wir so mancher Geschichte und so manchem Ort nicht auf die Fährte gekommen. Möge all das, was noch kommt genauso unerwartet, liebevoll und spannend sein wie der Weg, den wir in den letzten Jahren mit ihr gehen durften. Hallertau.de endet, aber das Enigma „Simmerl“ verwundert uns weiter.“
Mike Urban
Einprägsamtes Erlebnis
Absolut inspirierend auf der Arbeitsebene waren die Events des Media Lab in München. Zum Beispiel besuchten Lisa und ich das Innovation-Camp im März 2019, bei dem Vertreter der Media- & Tech-Branche aus ganz Bayern im Hause Google in München aufschlugen (#bestescatering). Das Bar Camp hatte Themen wie Influencer Marketing, Speedup Innovation, Design Thinking Playroom oder Content monetarisieren mit Micro Payments. Wir waren so gehyped, dass wir nach dem Tag auf einer Parkbank in München noch an Formaten und Ideen für unser Geschäftsmodell geschraubt haben.
Auf einer persönlichen Ebene war die Einladung zum „Rave in the Cave“ im Lindenkeller in Freising im Mai 2019 unvergesslich. Die kam durch meine Ankündigung des Events zustande. Spontan bin ich um Mitternacht noch aufgebrochen, und habe einen Homeboy aus meinem Heimatort eingepackt. Als wir dort aufkreuzten, dauerte es keine zwei Minuten und schon waren wir Backstage mit Julius, einem der DJs und Veranstalter. Als dessen Bruder noch dazu kommt, schauen wir vier uns an und bemerken dann erst, dass wir aus demselben 150-Seelen-Kaff stammen. Zufälle gibt’s … Es wurde noch eine schöne Nacht mit philosophischen Gesprächen, viel Lachen und krankem Sound.
Liebster eigener Beitrag
Da muss ich zwei Beiträge anbringen. Einmal Rudi und der Hopfenpoker, weil das Feature eine anspruchsvolle Textsorte ist und ich ihm unbedingt gerecht werden wollte, da das Thema Hopfen ein wichtiges für die Hallertau ist. Und weil ich mich beim Fotografieren voll austoben durfte und auf Rudis Hof während der Ernte frei herumlaufen durfte – was mich in meine Kindheit zurückversetzt hat. Freiheit und Hopfen schnuppern, versteckte Ecken erkunden, Arbeit mit und an der Natur … das war Nostalgie pur. Der andere Lieblingsbeitrag war das Micro Adventure ins Feilenmoos. Weil es wohl der aufwendigste und facettenreichste Beitrag war, aber er aufgrund der coolen und kompetenten Leuten total geschmeidig von der Hand gegangen ist. Es entstand ein kleines, feines Video, es entstanden Hammerfotos und die Textabnahme mit LOWA verlief sehr gut. Und ich konnte natürlich wieder draußen sein, über die A9 radeln und den Leuten winken, die dort im Stau standen. So schön konnte die Arbeit hier sein.
Liebster Beitrag eines anderen Autoren
In Lisas Fall würde ich die Coverage zum Festival Holledau nehmen. Sie hat sich für den Beitrag ganz dem Motto „work hard – play hard“ verschrieben, was auf so einem Festival sicher nicht leicht ist. Es sind einige tolle Bilder entstanden und man spürt ihre Leidenschaft für die Subkultur. Classic Lisa. In Simones Fall fällt mir das Hofladenportrait zur „Boderei“ ein. Agent Huber hat dieses Kleinod in Sandharlanden in ihrem niederbayerischen Revier gefunden und es liebevoll fotografiert und vertextet. Sie war ganz geflasht, als sie davon zurückkehrte, ich weiß es noch wie heute.
Was wünschst du dir für die Hallertau?
Dass sie einerseits ein bisschen aus ihrem Dornröschenschlaf aufwacht und andererseits eine natürliche Oase der Ruhe bleibt. Die Gegend könnte mehr Innovation vertragen sowie mehr Arbeitsplätze und Talente unabhängig von den umliegenden Metropolregionen entwickeln und binden. Trotzdem muss die Hallertau durch ihr demographisches Wachstum aufpassen, dass nicht alles zersiedelt wird und Naturräume geschützt bleiben.
Simone & Lisa über Mike
„Mike ist und war unangefochtener „Meta-Man“, Projektmanager, Naturbursche, erkannter Sportler, verkannter Sänger und Allroundwaffe. Ob in Redaktionsplänen, Telefonaten, Briefings, Meetings – stets gab er unserem Ideenreichtum einen Rahmen und eine Richtung. Außerdem brachte er viel Lockerheit und Witz mit in den Redaktionsalltag. Sich selbst und andere liebevoll aufs Korn zu nehmen gehörte ebenso dazu wie spontane und unverblümte Gesangseinlagen. Zu jedem Menschen vermochte er eine Instant-Verbindung aufzubauen, moderierte verfahrene Situationen mit viel Geduld und Resilienz, ohne dabei seine Begeisterungsfähigkeit und Kreativität zu verlieren. Wenn er „abmurbelte“, „seine fünf Cent“ einwarf oder zu einer Runde „Schlittschuhfahren“ aufbrach, konnte man sich immer sicher sein, dass die Interessen, Sorgen und Ideen seiner Kollegen an allererster Stelle standen. Ohne Mike wäre unser Projekt nie so weit gekommen. Er war es, der mit kreativen Konzepten und unerschütterlichem Willen bis zuletzt versuchte, hallertau.de zum Erfolg zu führen. Wenn andere resignierten, war für Mike noch lange nicht Schluss. Wenn andere keine Idee mehr hatten, schlug er sich die Überstunden um die Ohren, bis er eine fand. Für all das, was er in diesem Prozess lernte und an uns weitergab, können wir nur dankbar sein. Wir werden den Meta-Man vermissen. Hoffentlich erhält unser Basketball-dribbelnder, detailverliebter, Destiny’s Child singender Superheld bald den eigenen Film, den er zweifelsfrei verdient.“